Bayern und Israel feiern ihre Freundschaft

Montag, 29. Mai 2017

– Von Isabel Winklbauer –



Gespräche, Netzwerke, Austausch: So lautet das Rezept, nach dem die guten Beziehungen zwischen Bayern und Israel sich seit Jahrzehnten festigen. „Dieser intensive Dialog, den wir führen, ist alles andere als selbstverständlich“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, „aber unbedingt notwendig.“ Gemeinsam mit Dan Shaham-Ben Hayun, dem Generalkonsul des Staates Israel, begrüßte Stamm rund 500 Gäste zum bayerisch-israelischen Freundschaftsabend im Senatssaal. Dabei kamen Politik und Wirtschaft zu Wort, aber auch die Kunst: Fotografin Herlinde Koelbl eröffnete ihre Ausstellung „Faces of Jerusalem“.

Wo Barbara Stamm und Dan Shaham-Ben Hayum über Freundschaft sprachen, taten sie dies freilich nicht ohne Blick auf die Vergangenheit. Es sei „fast ein Wunder, dass nach den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs jüdisches Leben in die Gesellschaft zurückgekehrt sei“, sagte Stamm in ihrer Begrüßungsrede. Man dürfe die Vergangenheit nicht vergessen. Man könne sie jedoch überwinden, indem man einander die Hand reiche. „Israel braucht Freunde – und Bayern ist ein Freund“, bekräftigte sie.

Ein Versprechen, das auf Tatsachen fußt: Der Landtag veranstaltet regelmäßig gezielt Begegnungen mit Israel, darunter die Studientage Israel 2013 und 2015, Akademiegespräche zur deutsch-israelischen Beziehung oder Reisen diverser Ausschüsse nach Israel. Auch Generalkonsul Shaham-Ben Hayun hatte Worte der Versöhnung für Bayern. „Der Wolf wohnt beim Lamm, denn das Land ist erfüllt ist von der Weisheit Gottes“, zitierte er mit Jesaja 11 eine der stärksten biblischen Friedensvisionen. Seinen Freundschaftsbeweis muss man nicht lange suchen: Israels einziges Generalkonsulat in Deutschland steht seit 2011 in München.

Unternehmen aus Deutschland und Israel kommen in München zusammen

Wie die neu gewachsenen Beziehungen der beiden Staaten – die übrigens nicht nur die Farben Blau und Weiß gemeinsam haben, sondern auch den Aufstieg vom Agrarstaat zum Technologieführer, wie Moderator Emanuel Rotstein bemerkte – nun im Alltag aussehen, davon berichteten in einer Gesprächsrunde drei junge Teilnehmer aus der Wirtschaft. Katharina Lindenthal, Leiterin der Developer Relations von Google Deutschland, stellte etwa das deutsch-israelische Projekt „Giga“ (German-israeli-growth-accelerator) vor: „Unternehmen aus Deutschland und Israel kommen bei uns in München zusammen und bilden Teams, arbeiten gemeinsam an Projekten. In einigen Monaten gibt es in Tel Aviv die Abschlusspräsentation vor Investoren.“ In ihrem Google-Büro an der Arnulfstraße arbeiteten Menschen aus 36 Nationen, erzählte Lindenthal, „je mehr Vielfalt umso mehr Innovation!“

Mark Kranz, Senior Community Manager bei Mindspace, setzt dagegen auf gegenseitige Lernprozesse. In seiner Co-Working-Space am Viktualienmarkt agieren die verschiedensten Firmen dicht bei einander; Synergien zwischen bayerischen und israelischen Firmen entstehen automatisch, wo man sie absichtlich nie suchen würde. „Israelische Gründer trauen sich mehr, gründen auch mehrmals“, sagte er, „von dieser Chuzpe können die Deutschen lernen. Wir wollen israelische Impulse in die bayerische Gemütlichkeit bringen. Andererseits können die Israelis von den Deutschen Strukturen lernen.“

Sommeliere Romana Echensperger, Weinberaterin, Dozentin und Weinjournalistin, sprach schließlich von dem, was Freundschaft im wahrsten Sinne des Wortes ausmacht: die Begegnung von Mensch zu Mensch. Die findet bei Echensperger nicht nur in Proben israelischer Weine statt, sondern auch im Rahmen der Twin-Winery-Initiative, die sie vertritt. Hier tauschen sich deutsche und israelische Winzer in Zweierteams aus, erörtern Anbau und Bewässerung. „Auch hier sind innovative Ideen gefragt“, meint die Weinexpertin, „denn im Online-Handel ist man schnell weggeklickt.“

Israelis und Araber im Portrait

Dass all diese Begegnungen nicht selbstverständlich sind, davon wusste Herlinde Koelbl zu berichten. Die Fotografin („Spuren der Macht“) hatte im Auftrag der Jerusalem Foundation in der Heiligen Stadt Israelis und Araber fotografiert, die abseits der unversöhnlichen Politik Freundschaften pflegen. „Es sind Tropfen im Ozean“, beschreibt sie das Alltagsgesicht des Nahostkonflikts, „doch es werden immer mehr.“ Koelbls Auftraggeberin Gabriele Appel, National Director Germany der Jerusalem Foundation, brachte dazu passend gute Nachrichten mit: Die Hand-in-Hand-School in Jerusalem, auf der israelische und arabische Kinder gemeinsam lernen, sei so beliebt, berichtete sie, dass sie aus allen Nähten platze. Man hoffe, bald einen Gymnasialtrakt zu bauen, vielleicht mit Geldern aus Deutschland.
Um eines Tages eine Versöhnung der verfeindeten Völker zu erreichen, müsse man „bei den Kindern anfangen“, sagte Koelbl, „das ist der entscheidende Tropfen im Ozean.“ Ihre Fotos (Ausstellungstermine siehe unten) erzählen berührende Geschichten davon.

Die Ausstellung wird vom 30. Mai bis 23. Juni 2017 im Kreuzgang des Maximilianeums gezeigt. Öffnungszeiten sind: Montag bis Donnerstag von 9 bis 16 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr. An den Wochenenden und in den Ferien kann die Ausstellung nicht besichtigt werden.

Der Eintritt ist frei.

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