Tag der pflegenden Angehörigen im Landtag

Freitag, 7. September 2018

 

Sie stellen den größten Pflegedienst im Freistaat: die pflegenden Angehörigen. Dank ihres Engagements und ihres Einsatzes bei Tag und oft auch bei Nacht ist es möglich, dass in Bayern rund 70 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt werden können.

 

Beim zweiten „Bayerischen Tag der pflegenden Angehörigen“ im Landtag stand deren Leistung im Fokus der Öffentlichkeit. Hermann Imhof, Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, und Landtagspräsidentin Barbara Stamm hatten rund 250 Gäste in das Maximilianeum geladen, gaben damit pflegenden Angehörigen und ihren Anliegen wie bei der ersten Tagung im Jahr 2016 wieder eine politische Plattform im Parlament. An der Veranstaltung im Senatssaal nahmen neben vielen Pflegenden, Landtagsabgeordneten und Vertretern der Sozial- und Wohlfahrtsverbände auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Gesundheitsministerin Melanie Huml teil.

 

 

„Ohne pflegende Angehörige wäre unser Pflegesystem schon längst zusammengebrochen. Das Verständnis von Familie sollte nicht nur im Rahmen der Kinderbetreuung diskutiert werden, sondern auch die Pflege von Menschen einschließen“, forderte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft für die Veranstaltung im Landtag übernommen hat.

Gerade berufstätige Angehörige – 56 Prozent der Pflegenden sind erwerbstätig – stellt die Pflege vor enorme Herausforderungen. Deshalb, so Barbara Stamm und Hermann Imhof im Eröffnungsgespräch, seien weitere Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf notwendig. Es gelte, zuverlässige Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa durch die Einrichtung von Pflegelotsen und Pflegestützpunkten, durch die Schaffung von mehr Tages- und auch Nachtpflege-Angeboten oder durch die Stärkung der Kurzzeitpflege. „Meine Vision ist, dass eine Familie innerhalb von 24 Stunden einen Pflegeplatz bekommt, wenn sie ihn braucht“, erklärte Patientenbeauftragter Imhof.

Appell an die Pflegenden:
„Nutzen Sie die Angebote, die es gibt“

Ministerpräsident Dr. Markus Söder unterstrich in seinem Grußwort die Bereitschaft der Staatsregierung, pflegenden Angehörigen so viel Unterstützung wie möglich zu geben. Als Zeichen des Respekts und der Anerkennung für die Arbeit der pflegenden Familienangehörigen sei im Freistaat in diesem Jahr das Landespflegegeld eingeführt worden. Weil Pflegende für ihre Angehörigen mehr planbare Kurzzeitpflegeplätze benötigen, stünden nun auch mehr Gelder für deren Ausbau bereit. Außerdem übernehme der Staat für die Vorhaltung von Kurzzeitpflegeplätzen in den Pflegeeinrichtungen künftig sogenannte „Ausfallbürgschaften“, wie Gesundheitsministerin Melanie Huml erläuterte. „Nutzen Sie die Angebote in der Pflege, die es gibt“, so der Appell der Gesundheitsministerin in ihrem Grußwort.

Wichtig sei es für die Pflegenden, dass sie nicht ausbrennen und dass sie sich nicht selbst verlieren – dies betonte Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung Klinikum Nürnberg. In seinem Impulsreferat zeigte er auf, wie das Nürnberger Klinikum seine Mitarbeiter unterstützt, die im familiären Umfeld Pflege leisten. So gebe es neben flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeit- und Beurlaubungsmöglichkeiten unter anderem auch einen Familienservice und Sportprogramme für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Winfried Fischer, Leiter Pflegebegutachtung MDK Bayern, legte in einem Impulsreferat die Änderungen des Begutachtungsverfahrens zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit dar.

Der Nachmittag stand im Zeichen der Diskussion. Als Ansprechpartner für Fragen und Anregungen seitens der pflegenden Angehörigen standen Kathrin Sonnenholzner (SPD), Vorsitzende des Sozialausschusses, Bernhard Seidenath (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses, die Abgeordnete Kerstin Celina (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und der Abgeordnete Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer (FREIE WÄHLER) sowie Brigitte Bührlen, Vorsitzende „WIR! Stiftung pflegende Angehörige“, zur Verfügung. Die Podiumsgäste berichteten von ihren ganz persönlichen Erfahrungen zum Thema Pflege. Wichtig sei es aber, nicht nur über die Pflege zu reden, sondern insbesondere m i t den Pflegenden, fand dabei Brigitte Bührlen. Als sie ihre demente Mutter zuhause pflegte, sei ihr bewusst geworden, wie wichtig der Austausch sei. Die Gründerin von „WIR! Stiftung pflegende Angehörige“ regte an, Runde Tische in den Regionen bzw. Kommunen einzurichten. Vor Ort sei es immer am besten zu definieren, wo und welche Unterstützungsmöglichkeiten noch benötigt würden.   /kh

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