Vom Wohnzimmer der Tiere ins Maximilianeum

Sie sind Oasen der Ruhe, aber können auch Orte des Konfliktes sein: Bayerns Naturparke. Über Chancen und Aufbruchsstimmung diskutierten Landtagspräsidentin, Landrat, Verbandsvertreter und Ranger auf dem Informationstag des Naturparkverbands Bayern e. V.

"Wir sind die Schnittstelle zwischen Bürgern, Gemeinde, Touristen und den Tieren", sagen Deniz Göcen und Dominik Landerer. Die beide arbeiten als Ranger im Naturpark Ammergauer Alpen, streifen normalerweise in den frühen Morgenstunden oder Dämmerung durch das Dickicht und vermitteln zwischen Mensch und Natur. Heute stehen sie hinter einem großen Laib Käse an einem Informationsstand im Maximilianeum und schütteln Landtagspräsidentin Ilse Aigner die Hand. 

Meilensteine für den Naturschutz

Aigner nutzt den Informationstag des Naturparkverbands Bayern e. V. um die
Bedeutung dieser besonderen Gebiete für Bayern zu betonten: „Wir haben in den
vergangenen Jahren die Naturparke immer wieder im Fokus der Aufmerksamkeit, aber
auch im Fokus unserer Beschlüsse gehabt." So erhöhte der Bayerische Landtag die Verwaltungskostenpauschale für die Trägervereine und ermöglichte die Einstellung von Rangern. „Gelebter Natur- und Landschaftsschutz
gehört in die Mitte politischer Aufmerksamkeit und politischen Handelns“, sagte die Landtagspräsidentin.

Wanderweg statt Trampelpfad

Im Rahmen der Naturoffensive Bayern sind Wildhüter wie Göcen und Landerer seit November 2018 in den Naturparken eingestellt und stärken den Schutz der Natur zwischen Spessart und Ammergauer Alpen. "Vor allem Einheimischen müssen wir erklären, warum sie beispielsweise bestimmte Trampelpfade nicht nutzen sollen - denn gerade sie empfinden Vorschriften öfter als Eingriff in ihre Alltagsroutinen", sagt Göcen. Landerer ergänzt, dass es im Winter darum gehe, Skitourengeher über Schutzgebiete aufzuklären. "Ihnen ist oft gar nicht bewusst, dass sie Tiere, wie Gemsen und Hirsche, in ihrem "Wohnzimmer" stören, wenn sie die Wege verlassen. "Dabei braucht das Wild gerade im Winter Rückzugsgebiete", erklärt er.

Aufbruchsstimmung

Anton Knapp, Landrat und Vorsitzender Naturparkverband Bayern, konstatierte den bayerischen Naturparken in seinem Grußwort "Aufbruchsstimmung". "Das ist manchmal schweirig, denn die neuen Möglichkeiten erfordern in vielen Naturparken auch neue Organisationsstrukturen. Wir sind sehr motiviert und setzen weiterhin auf die Unterstützung des Landtages", sagte er. Abgeordnete Tanja Schorer-Dremel sieht in den Naturparken nicht nur Erholungsräume. "Sie können ein Modellbeginn für die Entwicklung ländlicher Räume sein und eignen sich zudem als Bildungsreinrichtung. Denn Ranger erklären uns die Welt direkt vor unserer Haustür", schlug sie vor. So ist auch der Ausbau der Naturpark-Zentren geplant neben der Weiterentwicklung der Strukturen in den Naturparken. 

Bedeutung von Naturparke

Naturparke sind in Bayern kommunal getragene Strukturen, die ihre Arbeit mit kontinuierlicher
Unterstützung des Freistaats leisten. Seit Inkrafttreten der Förderung der Rangerstellen im November 2018 durch das Umweltministerium wurden bayernweit 40 Naturpark-Ranger eingestellt. Dazu wurden die Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien für den Doppelhaushalt 2019/2020 mit zusätzlichen 10 Millionen Euro ausgestattet. Ziel ist es unter anderem, in den Naturparken insgesamt 60 Rangerstellen einzurichten. Sie sind darüber hinaus auch in beiden bayerischen Nationalparken, im Biosphärenreservat Rhön und am Riedberger Horn im Oberallgäu im Einsatz. Am Rande des Plenums informierten sich Abgeordnete des Bayerischen Landtags über
die Vielfalt der Naturparke und ihre Leistungen für Einwohner und Besucher des Freistaates.

Anja Schuchardt

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