Weihnachtsansprache 2020 von Landtagspräsidentin Ilse Aigner

 

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

ich hoffe, Sie hatten ein besinnliches und vielleicht doch frohes Fest.
Die Geschichte von der Geburt Jesu – es ist die Geschichte von Hoffnung und Zuversicht.
Sie entfaltet ihre Kraft gerade in schweren Stunden.

Es gibt so vieles, was wir in der Pandemie vermissen:
Begegnungen mit Menschen, die uns nahestehen.
Sich in den Arm zu nehmen.
Uns fehlt das Spontane, das Ungezwungene.
Wir müssen mit Ängsten leben – und immer Regeln im Kopf haben.

Das Virus zwingt die Politik, diese Regeln zu machen.
Eigenverantwortung allein hat leider nicht ausgereicht.
Dabei gibt es immer wieder Entscheidungen, die wir hinterfragen können.
 
Ich habe in den letzten Monaten mit vielen Menschen gesprochen – ich kann hier nicht alle aufzählen.
Sie alle sind in großer Sorge und stellen viele Fragen.

Wie kommen wir finanziell über die Runden?
Gibt es meinen Betrieb oder meinen Job nach Corona noch?
Wie sollen wir das alles schaffen?
Wann können wir endlich wieder verlässlich planen?

Ärger, Enttäuschung und Verzweiflung –
ich weiß, was Sie fühlen.
Und ich verstehe Sie.
Mir ist klar: Für Sie geht es um alles.
Die Politik trägt hier große Verantwortung.
Sie muss möglichst das Ganze sehen – auch die, die keine Lobby haben!

Verlässliche und beständige Regeln zu machen, fällt schwer.
Wir wussten und wir wissen zu wenig über das Virus.
Und zugleich mussten wir mit immer neuen Erkenntnissen Schritt halten.
Wir sind Schritte vorwärtsgegangen.
Wir haben versucht, zu differenzieren und Zumutungen im Rahmen zu halten.
Und wir mussten Schritte zurückmachen.
Am Ende leitet uns die einfache, aber folgenreiche Erkenntnis:
Das Einzige, was wirklich hilft, ist: Begegnungen dramatisch zu reduzieren!

Meine Damen und Herren,
Fragezeichen sind erlaubt.
Selbstverständlich.
Die andere Meinung ist Kernbestandteil unserer Demokratie.
Bei uns darf jede und jeder seine Meinung sagen.
Aber wer böswillig alles in Frage stellt oder leugnet,
überschreitet eine Grenze.
Und das, obwohl Menschen auf vollen Intensivstationen um ihr Leben ringen – auch gerade jetzt in diesem Moment.
Es wird zu viel Stimmung gemacht:
entgegen der Erkenntnisse und gegen alle Vernunft.

Auch deshalb war es mir ungemein wichtig, dass wir die Debatte von der Straße ins Parlament holen.
So schaffen wir Transparenz, machen Haltungen nachvollziehbar.
Wir haben es gezeigt:
Der Bayerische Landtag ist der Ort der Debatte.
Die ganze Vielfalt der Meinungen ist repräsentiert.
Und die Mehrheit entscheidet dann auch.
Unsere Demokratie funktioniert.

Zugegeben: Wir wissen nicht, was kommt.
Zugleich haben wir gute Gründe für Zuversicht:
Auch weil wir neue Impfstoffe schnell einsetzen können.
Jede und jeder Geimpfte ist eine gute Nachricht.

Die Geschichte der Menschheit zeigt es:
Herausforderungen bestehen wir durch Fortschritt.
Und den Glauben an das Gelingen.
Denn Verzicht oder Verbote tragen langfristig nicht.
Vertrauen wir ruhig mehr auf Wissenschaft und Innovation!

Die Geschichte lehrt uns auch:
Herausforderungen in dieser Größenordnung meistern wir nur gemeinsam.
Indem wir vernünftig und solidarisch sind, weil wir Rücksicht nehmen auf unseren Nächsten, auf Schwächere.

Was ich sehe, ermutigt mich.
Obwohl wir Abstand halten, sind wir näher zusammengerückt.

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
ich bin voller Hoffnung:
Gemeinsam werden wir das Virus 2021 besiegen!
Ich wünsche Ihnen Gesundheit, alles Gute und Gottes Segen!

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Das Video der Weihnachtsansprache 2020 finden Sie in der BR-Mediathek → hier.

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