Landtag und Staatsregierung gedenken der 13.020 Corona-Verstorbenen in Bayern

Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Schicksal und für jedes Schicksal soll ein Licht leuchten.

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Dienstag, 23. März 2021

MÜNCHEN.     Der Bayerische Landtag und die Bayerische Staatsregierung haben heute in einem gemeinsamen Trauerakt der 13.020 Menschen gedacht, die in Bayern bis heute im Zusammenhang mit Corona verstorben sind. Der Trauerakt fand wegen des aktuellen Infektionsgeschehens unter strengen Hygienebedingungen nur im Kreise der Mitwirkenden statt und wurde im Livestream sowie im Fernsehen übertragen. Mit Botschaften und Fotos von verstorbenen Angehörigen konnten Betroffene ihrer Trauer um verlorene Familienmitglieder Ausdruck verleihen. Neben Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Ministerpräsident Dr. Markus Söder sprach auch die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates und ehemalige Regionalbischöfin, Susanne Breit-Keßler, bei dem Gedenken. 

Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeigte sich in ihrer emotionalen Ansprache betroffen von dem großen Leid, das durch das Corona-Virus verursacht wurde: „Wir wollen das Unvorstellbare sichtbar machen. Denn hinter den Zahlen stehen bewegende Schicksale. Wir werden sie nicht vergessen. Und wir müssen uns eingestehen: Jeder einzelne Tote ist auch eine schmerzvolle politische Niederlage.“ Aigner ging in diesem Zusammenhang auch auf die Lage derer ein, die in dieser schwierigen Zeit in der politischen Verantwortung stehen: „Ich teile die Trauer. Ich verstehe die Verzweiflung. Der Wut will ich ein Stück weit entgegentreten und ich will um Verständnis bitten. Die Politik stand und steht in dieser Krise historischen Ausmaßes oft vor Dilemma-Entscheidungen. Und ja: Es sind auch Fehler gemacht worden.“ Entsetzt zeigte sich die Landtagspräsidentin über das Verhalten von Abgeordneten, die die gegenwärtige Lage für ihre Zwecke nutzten: „Wenn die Menschen in Not sind und einzelne Politiker an nichts Anderes denken als an ihren eigenen Vorteil und in die eigene Tasche wirtschaften, dann ist das wirklich abscheulich. Die Wahrheit ist: Wir sind nicht so. Und dürfen es auch nicht sein. Demokratie braucht Glaubwürdigkeit, braucht Integrität.“, so Aigner.

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Ministerpräsident Dr. Markus Söder kritisierte die von manchen immer wieder vorgebrachten Aussagen, dass unter den Toten vor allem ältere Menschen zu finden seien und betonte: „Ich möchte in keinem Land leben, in dem der Schutz des Lebens relativiert wird. Das ist weder mit meiner noch mit der Ethik der Mehrheit der Menschen in Bayern vereinbar. Der Schutz des Lebens ist absolut. Jedes Leben ist mehr als rettenswert.“ Söder ging auf mehrere Einzelschicksale von Verstorbenen ein und appellierte an die Bürgerinnen und Bürger in Bayern: „Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, um was es geht. Und deswegen: Kämpfen wir und trauern wir gemeinsam. Wir kämpfen gegen die Pandemie, wir versuchen jedes Leben zu retten und zu schützen. Aber wir trauern auch ganz bewusst um jedes einzelne Opfer der Pandemie."

Die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrates, Susanne Breit-Keßler, richtete in ihren Gedenkworten den Blick auch auf den Schmerz der vielen Hinterbliebenen: „Der Toten zu gedenken bedeutet, die Lebenden zu sehen und ihre Traumata wahrzunehmen, sie gemeinsam zu bearbeiten. Es wird individuelle und gemeinsame Gespräche aller Beteiligten geben müssen. Gespräche, in denen Klage laut werden darf. Sie soll gehört werden – genauso wie die Einsicht, nicht von vornherein alles gewusst und richtig gemacht zu haben. Es wird eine große Aufgabe sein, sich einander anzuvertrauen, aufeinander zu hören – und dabei nicht unterzugehen in einem Meer von Schuldzuweisungen oder der Verleugnung von Verantwortung.“ Breit-Keßler betonte dabei die Bedeutung der Trauer: „Damit Gemeinschaftsgefühl, Hilfsbereitschaft und Solidarität sich weiterentwickeln und bleiben, braucht es die Fähigkeit zu trauern. Wir erkennen in unserer Trauer, dass wir Aufgaben angehen und Probleme lösen müssen - auch durch Gesetze.“

Um 14:30 Uhr wurde im Plenarsaal wie im gesamten Freistaat eine Schweigeminute zu Ehren der Corona-Verstorbenen abgehalten. Im Zentrum des Trauerakts stand dann das Totengedenken, bei dem auf einer großen Leinwand Fotos von Opfern aus ganz Bayern und bewegende Botschaften von ihren Angehörigen gezeigt wurden. Stellvertretend für alle Corona-Toten sollte damit das Leid der Betroffenen sichtbar gemacht werden.

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Die Landtagspräsidentin, der Ministerpräsident und die Vorsitzende des Ethikrates entzündeten anschließend gemeinsam mit den Landtags-Vizepräsidenten ein Licht der Erinnerung im Plenarsaal des Maximilianeums.

Zum Abschluss des Gedenkens sprach die Poetin und Autorin Fee Brembeck das selbst verfasste Totengebet „Dona eis requiem“(Dokument vorlesen) für die Corona-Verstorbenen. Musikalisch wurde der Trauerakt von der Geigerin Julia Fischer gestaltet. Die Künstlerin spendete ihr Honorar an den Corona-Nothilfefonds der Musikhochschule München.

Um der Trauer der Angehörigen Raum zu geben und eine möglichst breite Öffentlichkeit zu erreichen, wurde der Gedenkakt von einer Aktion in den sozialen Medien – Twitter, Instagram und Facebook – begleitet. Unter dem gemeinsamen Hashtag #einLichtderErinnerung veröffentlichten Mitglieder des Landtags und der Staatsregierung sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Fotos von Kerzen, mit der sie an die Verstorbenen erinnerten. Ausgewählte Social-Media-Beiträge wurden am Rande des Gedenkaktes auf Bildschirmen im Steinernen Saal gezeigt.

Fotos des Trauerakts können unter www.bayern.landtag.de/aktuelles/presse/pressefotos/ kostenlos abgerufen werden.

Den vollständigen Text der Rede von Landtagspräsidentin Ilse Aigner finden Sie ► hier.(Dokument vorlesen)

/ PR

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