Landtagspräsidium besucht Mittelfranken und Unterfranken

Vierter Regionalbesuch in dieser Legislaturperiode

MÜNCHEN.                Der vierte Regionalbesuch der 18. Legislaturperiode führt das Präsidium des Bayerischen Landtags unter der Leitung von Landtagspräsidentin Ilse Aigner am Montag, 10. Oktober und Dienstag, 11. Oktober 2022 nach Mittelfranken und Unterfranken. Die Abgeordneten besuchen verschiedene Einrichtungen und Unternehmen der Region. Ziel der traditionsreichen Regionalbesuche ist es, vor Ort aktuelle Entwicklungen zu erkennen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Während einer Wahlperiode soll jeder Regierungsbezirk bereist werden.

Seit 1867 produziert die J. G. Eytzinger GmbH in Schwabach Blattgold - inzwischen als eines der beiden letzten Unternehmen im Ort und als einziges, das die gesamte Produktion am Ort habe. So schildert es Geschäftsführer Christian Scheuring dem Präsidium des Bayerischen Landtags und den Abgeordneten aus der Region, die ihren Regionalbesuch in Mittel- und Unterfranken am Vormittag in der Goldschlägerei antreten. 

Mit 50 Mitarbeitern stellt die Firma nicht nur Blattgold für die Restaurierung von Kunst und Gebäuden her, sondern auch Puder, Pulver und Flocken aus Blattgold für Kosmetik und die Lebensmittelbranche. Die schwere Arbeit der Goldschlägerei selbst übernehmen inzwischen Maschinen, doch viele andere Arbeitsschritte sind noch Handarbeit. Umso größer die Sorge von Scheuring, noch Arbeitskräfte für die teils filigrane Tätigkeit für das Unternehmen zu begeistern. Auch die Preissteigerungen bei nahezu allen Materialien - von Papier bis Gips - die für die Produktion des Blattgoldes nötig seien, mache ihm zu schaffen, so Scheuring, ebenso wie die Energiekrise.

Langfristige Lösungen für genau diese erforschen die Mitarbeitenden des Energie Campus Nürnberg (EnCN), dessen Besuch am Nachmittag auf dem Programm stand: Dämmmaterialien, die bei der Sanierung von altem Baubestand den Energiebedarf massiv reduzieren könnten ohne die Gefahr von Schimmelbildung, werden dort ebenso entwickelt wie Photovoltaikfolien, die anstelle von Lithium-PV-Anlagen Strom produzieren und zugleich beispielsweise in der Landwirtschaft von Nutzen sein könnten. Denn das besondere Merkmal des Energiecampus sei seine Anbindung an die Industrie: Die Forschungsergebnisse seien für Firmen auf diesem Gebiet direkt nutzbar, so der Vorsitzende der Wissenschaftlichen Leitung des Energie Campus Nürnberg, Prof. Dr. Wolfgang Krcmar. 

Damit die Arbeit derart effektiv weitergehen könne und konkrete Möglichkeiten für Energiegewinnung, Transport und Speicherung weiterentwickelt werden können - das große Ziel des EnCN - sei jedoch auch eine langfristige Finanzierung nötig, wie die Professoren schilderten und daher eine konkrete Bitte an die Abgeordneten des Präsidiums und aus der Region vorbrachten: Speziell sei die Miete für das Forschungsgelände eine hohe Belastung, bei der die EnCN Unterstützung gebrauchen könne. Diese Botschaft kam an bei den Abgeordneten, die eine Lösung für die Frage suchen möchten.

Gelungener Abschluss des Tages war der Besuch von Bad Kissingen als Teil des UNESCO-Welterbes "Great Spa Towns of Europe". Beim Abendempfang im Max-Littmann-Saal des Regentenbaus tauschten sie sich mit Gesprächspartnern des Tages und ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus der Region aus - gerade auch als Dank für die Ehrenamtlichen in Unter- und Mittelfranken.

Von Bad Kissingen über Haßfurt und Iphofen nach Ansbach

Mit einem Lungenfunktionstest für die Landtagspräsidentin startete der zweite Tag der Regionalbereisung. Denn die Delegation besuchte die Geratherm Respiratory GmbH: Das Unternehmen mit Sitz in Bad Kissingen entwickelt, produziert und vertreibt medizintechnische Produkte zur Diagnostik der Lungenfunktion. Gegründet 2007 erwirtschaftet es inzwischen mit 27 Mitarbeitern einen Umsatz von über 4 Mio. Euro in 2022. Zur Sprache kamen schnell die aktuellen Herausforderungen. So berichteten die beiden Geschäftsführer Manuel Heinz und Florian Dassel von den Lieferschwierigkeiten durch den Krieg in der Ukraine und die deutlich gestiegenen Preise für die für die Fertigung nötigen Rohstoffe Metall und Glas durch die Energiekrise.

Danach schauten die Abgeordente bei der Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt vorbei. Die Bildungseinrichtung existiert seit 1939, seit dem Schuljahr 1971/72 gibt es die Berufsfachschule für Hauswirtschaft (heute: Ernährung und Versorgung) sowie die Berufsfachschule für Kinderpflege. Die beiden anderen Berufsfachschulen kamen später hinzu.

Die seit einigen Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit der Heinrich-Thein-Schule Haßfurt und der Adolph-Kolping-Schule Schweinfurt wurde bereits mit dem Gewinn des „Bayerischen Miteinander-Preises 2014“ gewürdigt. Schüler mit und ohne Förderbedarf, die einen Ausbildungsberuf erlernen, werden in der Berufsschule gemeinsam in Kooperationsklassen (Inklusion) unterrichtet. Schulleiterin OStDin Heidrun Görtler berichtete den Präsidiumsmitgliedern von den Erfahrungen im Bereich der Inklusion. 

Gerade das Gespräch mit den ausländischen Schülerinnen und Schülern, die erst seit Kurzem in Deutschland leben und daher die Berufsintegrationsklasse besuchen, beeindruckte die Abgeordneten. Ein besonderes Highlight für Landtagspräsidentin Ilse Aigner als gelernte Elektrotechnikerin: Der Besuch der IT-Klasse.

/ CK, PR, JS

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