Neues Brailleschrift-Kunstwerk für den Bayerischen Landtag
Installation des Künstlers Adi Hoesle wird Anfang Oktober 2022 eingeweiht
MÜNCHEN. Der Bayerische Landtag erhält ein neues Kunstwerk. Die Installation „Der blinde Vorleser“ ist kürzlich im 1. Stock / Altbau des Maximilianeums von Künstler Adi Hoesle montiert worden. Sie wird am 4. Oktober 2022 im Beisein von Landtagspräsidentin Ilse Aigner und Mitgliedern des Präsidiums gemeinsam mit dem Schöpfer des Kunstwerks eingeweiht. Dr. Andrea Lissoni, künstlerischer Direktor im Haus der Kunst in München, wird eine Einführung in das Werk bieten.
Auf der Installation ist die Konvertierung von ausgewählten Artikeln der Bayerischen Verfassung (Artikel 100, 102, 118, 118a, 119) in Blindenschrift zu sehen. Die Brailleschriftpunkte werden mittels kleiner Kunststoffgehirne dargestellt.
Die verschiedenen Wahrnehmungsebenen der Brailleschrift-Installation eröffnen für Sehende und für Blinde die Möglichkeit, die Verfassung auf der Metaebene des Ästhetischen und der Schönheit rezipieren zu können. "Der blinde Vorleser" ist somit ein Bindeglied zwischen Menschen mit und Menschen ohne Behinderung und stellt damit eine Hommage an unsere gesamte Bevölkerung dar.
An der Wand angebracht sind folgende Auszüge aus der Bayerischen Verfassung:
Art. 100
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Art. 102
(1) Die Freiheit der Person ist unverletzlich.
Art. 118
(1) Vor dem Gesetz sind alle gleich. Die Gesetze verpflichten jeden in gleicher Weise und jeder genießt auf gleiche Weise den Schutz der Gesetze.
(2) Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
Art. 118a
Menschen mit Behinderungen dürfen nicht benachteiligt werden. Der Staat setzt sich für gleichwertige Lebensbedingungen von Menschen mit und ohne Behinderung ein.
Art. 119
Rassen- und Völkerhass zu entfachen ist verboten und strafbar.
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Der Künstler Adalbert Hoesle wurde 1959 geboren. Er absolvierte sein Studium der Malerei von 1988-89 an der Akademie der Bildenden Künste München (bei Prof. Reipka) und im Anschluss daran bis 1993 an der Freien Kunstakademie Nürtingen (bei Friedrich Wessbecher / ABR Stuttgart). 1998 gründete er die Arbeitsgemeinschaft Retrograde Strategien.
Bei Retrograden Strategien sind die Prozesse und Strukturen der Kunstproduktion und der Kunstrezeption Gegenstand des Forschens. Die Produktionsdynamik wird mit Hilfe von rück-bildenden (retrograden) Maßnahmen differenziert.
Adalbert Hoesle lebt und arbeitet in Babenhausen bei Memmingen und ist in zahlreichen nationalen und internationalen Privat- und Museumssammlungen vertreten.
Die Installation wurde im Rahmen eines Kunstwettbewerbs zum 75. Jahrestag der Bayerischen Verfassung geschaffen. Die Anregung zu ihrer Anschaffung durch den Landtag gab Vizepräsident Thomas Gehring (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN).
/ PR