Junge Reihe „Mein Land – meine Aufgabe“

„Demokratie als Mannschaftssport“ – Jugendliche diskutieren mit Abgeordneten und Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger

MÜNCHEN.    120 junge Menschen aus fünf verschiedenen Schulen in Bayern haben mit Abgeordneten des Bayerischen Landtags, Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger und weiteren Referentinnen und Referenten über Heimatliebe, Engagement für die Demokratie, konstruktivem Patriotismus und Nationalismus diskutiert.

Bei der „Jungen Reihe“, zu der Landtagspräsidentin Ilse Aigner einmal jährlich in den Bayerischen Landtag einlädt, haben sich die Jugendlichen zum Thema „Mein Land – meine Aufgabe? Junge Menschen und das Engagement für unsere Demokratie“ ausgetauscht, auch anhand des Sports als Beispiel.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner betonte in ihrer Rede die Parallelen: Es sei richtig, In einem Wettbewerb Partei zu ergreifen – „wenn die Haltung stimmt. Und es passt sehr gut in unsere demokratische Verfasstheit, weil auch die Demokratie wie der Sport auf Regeln setzt, auf fairen Wettbewerb, das Akzeptieren, wenn Wahlen gewonnen oder verloren werden. Dass man sich so verhält, dass man sich noch in die Augen schauen und die Hand reichen kann. In der Demokratie gibt es viele Mitspielerinnen und Mitspieler, alle sind dem Erfolg des Ganzen verpflichtet.“

Der frühere Nationalspieler Thomas Hitzlsperger berichtete, wie er dahingehend die Fußballweltmeisterschaft 2006 erlebt hat: „Wir haben als Team unser Quartier mittendrin gehabt und haben die Fans miterlebt. Das hat sich gegenseitig positiv beeinflusst:“ Seit seinem Outing nach dem Ende seiner Profikarriere engagiert er sich für eine vielfältige Gesellschaft und Toleranz, erzählte er bei der Podiumsdiskussion am Vormittag, denn: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der ich als Teil einer Minderheit gesetzlich geschützt bin, das ist entscheidend – und das trage ich gerne weiter.“

In seiner Keynote legte Dr. Hannes Delto vom Institut für Psychologie und Sozialpsychologie von der Universität Osnabrück die "zwei Seiten einer Medaille - Nationalismus und Patriotismus" aus wissenschaftlicher Sicht dar. So habe sich durch die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zwar der konstruktive Patriotismus verstärkt, im Nachgang rutschte dieser der Studie zufolge wieder leicht in Richtung Nationalismus. Insofern sei die entscheidende Frage, wie der positive Effekt durch Sportereignisse oder ähnliches nachhaltiger genutzt werden könne.

In der Podiumsdiskussion wies Anke Gruber, die für das Schullandheimwerk Workshops zur Demokratie leitet, darauf hin, dass es Jugendlichen oft schwer falle, die eigene Leistung für die Gesellschaft zu sehen, was viele als Grundlage für konstruktiven Patriotismus sähen. Die Abfrage unter den jungen Menschen im Plenum bestätigte dies: Nur einige wenige bezeichneten sich als Patrioten. Für Landesschülersprecher Heinrich Ritter ist Engagement entscheidend für ein positives Grundgefühl. Er warb daher dafür, sich in den Schülermitverwaltungen ebenso wie in Parteien zu engagieren.

An 18 Thementischen konnten die jungen Menschen dann direkt mit den Abgeordneten der verschiedenen Fraktionen Argumente zu vier verschiedenen Themenblöcken rund um die Demokratie austauschen. Im Ergebnis herrschte Konsens darüber, dass eine Wahlpflicht keine Lösung wäre, um mehr Menschen von der Demokratie zu überzeugen. Auch die Jugendlichen selbst beantworteten die Frage, wie sich jede und jeder stärker einbringen könnte mit dem Engagement in Parteien und dem Aufruf, wählen zu gehen. An die Politikerinnen und Politiker trugen sie den Wunsch heran, mehr auf die Bedürfnisse der jungen Menschen einzugehen und diese zu hören - beispielsweise bei Diskussionen rund um den Klimawandel, unter dessen Folgen Jugendliche und nachkommende Generationen mehr leiden müssten als die älteren Generationen. Früherer und intensiverer Sozialkunde-Unterricht gehörte ebenso zur Wunschliste wie das Wahlalter ab 16 auch auf Landesebene, denn "Politik trifft jeden von uns", resümierten die Jugendlichen. 

Mit Blick auf die Frage, inwiefern Demokratie und Patriotismus Ergänzung oder Widerspruch sind, definierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer klare Grenzlinien: Sobald Alltagsrassismus, Vorurteile oder Überheblichkeit vorhanden seien, sei Patriotismus nicht hilfreich. Andersherum werde gesunder Patriotismus von einer funktionierenden Demokratie unterstützt. Das Fazit der Diskutanten eines Thementisches: "Viele Probleme wären gelöst, wenn wir weniger patriotisch und mehr dankbar wären für unsere Demokratie."

Bei den Themen „Demokratische Werte und Symbole der Nation“ sowie „Herausforderungen und Antworten heute“ waren sich die Schülerinnen und Schüler einig: Es müsse eine Sensibilisierung für die demokratischen Werte stattfinden, zum Beispiel in Bezug auf die Deutschlandflagge. Diese stehe für Einheit und Freiheit und dürfe nicht für andere Zwecke missbraucht werden. Die Besinnung auf die eigentlichen Werte als gesunder, reflektierter Patriotismus sei legitim und wünschenswert – dem stimmte auch die Landtagspräsidentin zu.

/ Pressestelle

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