Wirtschaftsforum: Geld- und Wirtschaftspolitik in Krisenzeiten

Dr. Jens Weidmann, Präsident a.D. der Deutschen Bundesbank, spricht über die Gründe für die hohe Inflation

MÜNCHEN.     Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat das zweite Wirtschaftsforum im Bayerischen Landtag eröffnet. Vor rund 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik legte sie dar, warum eine funktionierende Wirtschaft zugleich die Basis für eine stabile Demokratie ist. Ex-Bundesbank-Chef Dr. Jens Weidmann zeigte in seiner Keynote die Gründe für die hohen Inflationsraten und die Herausforderungen für die Notenbanken auf.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeigte in ihrer Rede den direkten Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Demokratie auf: „Die Akzeptanz demokratischer Institutionen hängt unmittelbar an der Kompetenz, Probleme zu lösen. Elf Prozent Inflation sind ein gewaltiges Problem“, so Aigner. Die Herausforderungen seien für alle Seiten enorm: „Verbraucherinnen und Verbraucher müssen mehr Geld für Energie ausgeben, während die Zinsen erst abgeschafft waren und jetzt in großen Sprüngen steigen.“ Und auch die Unternehmen hätten „mindestens ebenso zu kämpfen mit explodierenden Energiekosten und steigenden Zinsen - neben dem Fachkräftemangel und den Problemen mit Lieferketten.“

Sie plädierte für Ehrlichkeit angesichts der Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Energiekrise: „Zugleich muss die Politik es offen und ehrlich benennen: Im Kampf um unsere Werte werden wir Opfer bringen müssen.“ Daher sei es Zeit für eine realistische Vision, denn „in Bayern steht und fällt jeder vierte Arbeitsplatz mit dem internationalen Geschäft. Es geht also um das bayerische, es geht um das deutsche Wirtschaftsmodell der Zukunft.“

Dr. Jens Weidmann, Präsident a.D. der Deutschen Bundesbank, zeigte in seiner Keynote auf, dass die Rückkehr der Inflation schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine begann. Nach Jahren der Stabilität erwartet er auch mittelfristig einen größeren Inflationsdruck. Bildlich sprach er „von einer Gebirgskette, die hinter dem bislang gewohnten Flachland kommen könnte. Geldpolitik könnte dann künftig die schwierige Bergwandertour werden“, so Weidmann in seiner Rede. Er plädierte dafür, dass Notenbanken sich allein auf die Stabilität fokussieren und keine Fiskalpolitik machen sollten, denn „Geldpolitik lebt vom Vertrauen“.

 

Wirtschaftsforum: Expertenmeinungen zur aktuellen Lage

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion schilderte Marion Höllinger, designierte CEO der HypoVereinsbank – UniCredit Bank AG, dass sich zwar manche Kunden über höhere Zinsen freuten, „aber den Menschen ist sehr bewusst, dass die Zinssätze nicht die Inflation schlagen werden“. Sie erwartet deshalb, dass das Sparverhalten weitergehen wird und die Altersvorsorge eine maximal große Rolle spielen wird.

Landtagsvizepräsident und MdL Dr. Wolfgang Heubisch plädierte dafür, dass die Politik die Phase des Gießkannenprinzips beenden müsse und der Vorsitzende des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen, MdL Josef Zellmeier verwies abermals auf die Frage des Vertrauens: „Gerade in Krisen ist es enorm wichtig, dass der Staat den Menschen signalisiert, ihr könnt euch auf uns verlassen.“

 

/ CK

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