02.11.2010 - FISS-Treffen: Kinderkommission verschaftt sich an der Universität Augsburg Einblicke in die Herausforderungen der Inklusion

Kinderkommission des Bayerischen Landtags: "Inklusion muss in die Köpfe vordringen"

„Inklusion muss mehr sein als eine Willensbekundung. Inklusion muss endlich in die Köpfe vordringen und dann entsprechend realisiert werden“, fordert Dr. Simone Strohmayr, Vorsitzende der Kinderkommission im Bayerischen Landtag. Anregungen, wie die Einbindung behinderter Kinder an Regelschulen gelingen kann, hat sich das überfraktionelle Landtagsgremium in Begleitung von Vertretern des Kultus- und des Sozialministeriums nun vom Forum für inklusive Strukturen an Schulen in der Region (FISS) geholt. Unter der fachlichen Leitung von Dr. Pius Thoma und Dr. Cornelia Rehle wird dort seit vielen Jahren geforscht. Das Projekt des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Universität Augsburg versteht sich dabei als Vermittler zwischen Eltern, Schulen, Politikern, den Schulämtern und der Wissenschaft und vertritt die Grundidee der „Schule für alle“.

In dem Gespräch bekräftige Dr. Cornelia Rehle die These, wonach der öffentlichen Bewusstseinsbildung eine entscheidende Rolle zukomme. Voraussetzung für eine erfolgreiche Inklusion sei ein Perspektivenwechsel, der darauf abziele, Menschen mit Behinderung so zu akzeptieren, wie sie sind, anstatt andauernd nur Defizite beheben zu wollen. Rehle wörtlich: „Inklusion bedeutet die bedingungslose Teilnahme jedes Menschen am gesellschaftlichen Leben unter den Bedingungen seiner individuellen Verfasstheit.“

Gleichwohl dürfe man die Betroffenen nicht alleine lassen. Einen Lösungsansatz bietet laut Rehle die „selbstbestimmte Assistenz“. Dabei entscheiden die Menschen mit Behinderung selbst, inwiefern sie Unterstützung benötigen, die Hilfestellung wird genau an die individuellen Bedürfnisse angepasst. Diese Hilfe leistet ein persönlicher Assistent für jede betroffene Person. Auf diese Weise können Kinder auch weiterführende Schulen erfolgreich absolvieren.

Von den vielen Hürden, die es auf der Suche nach einer inklusionsbereiten Grundschule zu nehmen gilt, berichtete indes der Vater eines achtjährigen Kindes mit Down-Syndrom. Durch die Unterstützung durch FISS und ELWELA, einer Elterninitiative für die Integration von behinderten Kindern in Regelschulen, wurde schließlich eine solche Schule gefunden. Probleme bei inklusiver Beschulung werden vor allem in der zu geringen Anzahl an Förderstunden des so genannten Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes sowie in der Zunahme verhaltensauffälliger Kinder gesehen, womit die Schulen häufig überfordert seien. Wir brauchen daher bessere Rahmenbedingungen, wozu unter anderem kleinere Klassen und mehr Lehrer gehören“, schlussfolgerte Strohmayr.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurde betont, wie wichtig die Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen und Kompetenzen vor Ort sei, damit Inklusion flächendeckend realisiert werden könne. Die Kinderkommission wünscht sich deshalb unabhängige Beratungsstellen für Eltern und Betroffene. Strohmayr wörtlich: „Sicherlich wäre es sinnvoll, eine solche Stelle auch an der Universität Augsburg zu installieren, um das dortige Know-how zu nutzen.“ Die Vertreter des Kultus- und des Sozialministeriums sicherten zu, künftig dieses Uni-Wissen bei der Umsetzung des Inklusionsprozesses mit heranzuziehen.

Dr. Simone Strohmayr, Vorsitzende der Kinderkommission

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