Weihnachtsansprache der bayerischen Landtagspräsidentin 2023

„Nur im Miteinander kommen wir raus aus dem Krisenmodus!“

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

ich hoffe, Sie hatten ein frohes und ein friedliches Fest im Kreise Ihrer Lieben!
Denn danach sehnen wir uns: nach Frieden, nach Sicherheit – und nach Glück.

Doch das Jahr 2023 war geprägt von Krieg, Krisen und vielen Sorgen.
Menschen kommen - zusätzlich belastet - an Grenzen.
Ich kann es nachfühlen,
•    wenn sich viele von weltpolitischen Erschütterungen mitgerissen fühlen,
•    wenn sie politische Entscheidungen als Zumutung empfinden und
•    wenn sie sich ohnmächtig vorkommen.

Aber wir sind nicht ohnmächtig.
Jede und jeder kann einen Beitrag leisten.

Ich bin in diesem Jahr vielen, vielen Personen begegnet, die helles Licht in dunkle Räume gebracht haben.

Drei Beispiele möchte ich mit Ihnen teilen:
Da ist Abba Naor.
Er ist 95 Jahre alt.
Seit Jahrzehnten schildert er Schülerinnen und Schülern sein Schicksal als Holocaust-Überlebender.
Eine Brutalität und Grausamkeit, die in deutschem Namen seiner Familie und ihm angetan wurden. Unvorstellbar.
Abba Naor belehrt und droht nicht.
Er ist unaufgeregt, ja humorvoll.
Jugendliche hängen an seinen Lippen, wenn er über Diktatur, Antisemitismus und Rassismus spricht.
Abba Noar ist ein herausragender Versöhner.
Was für eine unfassbare menschliche Größe!

Da ist Claudia Dalla Torre.
Sie hat ein Frauenhaus in Kempten aufgebaut.
Sie hat einen Schutzraum für Frauen und Kinder vor häuslicher Gewalt geschaffen.
Sie hat über Jahrzehnte Spenden gesammelt,
Beistand geleistet in großer Not, für ein Leben in Geborgenheit und irgendwie geregelten Bahnen.
Welch solidarische Hilfe!

Und da ist Hildegard Schmidt.
Ihre Nachbarin in Würzburg ist 80 Jahre alt, deren Mann 87.
Beiden fällt es schwer, im Mehrfamilienhaus die drei Stockwerke zu gehen.
Hildegard Schmidt übernimmt seit Jahren die Einkäufe.
Besorgt, was die beiden im Alltag brauchen.
Hildegard Schmidt ist selbst 85 Jahre alt.
Was für eine großartige Nachbarschaft!

Meine Damen und Herren,
die Drei sind leuchtende Beispiele.
Und ich weiß: Viele Menschen in unserem Land tun es ihnen gleich.
Viele leisten einen Beitrag.

Und die Politik muss ihren Beitrag leisten.
Grundlagen schaffen, vor allem: nicht zu viel aufbürden.
Ich warne:
Die Politik sollte eben nicht überfordern mit Zielen, deren Preis letztendlich zu hoch ist.
Ich denke an das Geld der Bürgerinnen und Bürger, Ihr Geld!
Und ich denke an den gesellschaftlichen Frieden in unserem Land, den Zusammenhalt!
Das Wichtigste ist: Worten müssen Taten folgen.
Probleme löst man nicht mit vollmundigen Ankündigungen.
Wumms, Doppelwumms, Zeitenwende – das klingt erstmal nach was.
Aber wir brauchen nicht mehr Wumms in der Sprache.
Wir brauchen mehr Lebensnähe bei der Lösung der Probleme.
Machbar, verhältnismäßig, verfassungstreu – das sind Maßstäbe.
Und vor allem brauchen wir Entscheidungen, die wirken wie versprochen.
Für die politische Glaubwürdigkeit,
für die Akzeptanz der Demokratie.
Und deshalb sage ich ganz klar:
2024 muss ein Jahr der Ergebnisse werden!

Und 2024 muss ein Jahr der Annäherung werden.
In unserer Gesellschaft ist zu viel Spott,
zu viel Herabwürdigung, zu viel Unversöhnlichkeit.
Dieses Feuer wird angefacht von Menschen, die etwas Zerstörerisches haben.
Die Freude daran haben, zu zündeln.
Und die hinarbeiten auf einen demokratischen Flächenbrand.
Diese Menschen wollen keine Probleme lösen.
Sie wollen unsere Demokratie schwächen, indem sie Sorgen verstärken.
Angst vor der Zukunft schüren.
Das sehe ich auch in den Parlamenten.
Nicht jeder, der in unserer Demokratie gewählt ist,
ist auch ein Demokrat!

Ja, auch ich mache mir Sorgen.
Aber mein Optimismus, der überwiegt.
Ich bin die ständigen Erzählungen vom angeblichen Untergang unseres Landes leid – und diese Häme, diese Boshaftigkeit.
Bayern ist ein starkes Land.
Unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft können mehr:
wenn wir sie nur machen lassen!

Wir sollten an uns selbst glauben.
Und so Ohnmacht, Verachtung etwas Gutes entgegensetzen.

Orientieren wir uns an den Menschen, die uns wie Leuchtfeuer der Hoffnung erscheinen!
Und lassen Sie uns glauben an die Kraft von Zuwendung und Zusammenhalt!

Und so will ich auf 2024 schauen:
Nur im Miteinander kommen wir raus aus dem Krisenmodus – indem wir Licht in dunkle Räume bringen!

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Die Weihnachtsansprache der Landtagspräsidentin im Video sehen Sie in der ►BR-Mediathek.

/ Pressestelle

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