Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung anlässlich des 100. Jahrestages der Niederschlagung des sog. „Hitler-Putsches“

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Ministerpräsident Dr. Markus Söder

StM Joachim Herrmann 

Kolleginnen und Kollegen aus dem Bayerischen Landtag

Vertreterinnen und Vertreter der Geistlichkeit und Religionsgemeinschaften

Polizistinnen und Polizisten

Damen und Herren

 

  • Fall der Berliner Mauer,
  • Reichspogromnacht,
  • Georg Elsers Attentat auf Hitler,
  • Hitlerputsch
  • und Novemberrevolution:

Der 9. November ist ein Schicksalstag der Deutschen –
im Guten wie im Schlechten.

Der 9. November steht wie kein anderes Datum
für den langen Kampf um die Demokratie in Deutschland.
Ein Kampf, der durch furchtbare Rückfälle verlängert wurde.

Der 9. November ist ein Tag,
der ein Wegweiser ist für unser Land!

 

Ein Wegweiser zeigt die Richtung, aus der wir kommen.

Ein Wegweiser zeigt aber auch die Richtungen, in die es gehen kann.

Der 9. November ist so ein Tag.

 

Gern vergessen wird der 9. November 1918.

  • Der Kaiser muss abtreten,
  • die Weimarer Republik wird ausgerufen,
  • Deutschland wird eine Demokratie –
    und Bayern ist seit einem Tag Freistaat.

Ich erinnere mich gut an den Festakt im Nationaltheater.

5 Jahre ist das her.

 

5 Jahre, genau so lang hat es vor 100 Jahren gedauert:

Da haben die rechtsextremen Feinde der Weimarer Republik in der Nacht vom 8. auf den 9. November 1923 einen Putschversuch unternommen: hier in München.

Der Umsturz misslingt:

Er wird gestoppt von der Bayrischen Polizei.

 

Dabei sterben 4 Polizisten.

Ich finde es mehr als nur angemessen, Ihnen noch einmal die Ehre zu erweisen:

  • Friedrich Fink,
  • Nikolaus Hollweg,
  • Max Schobert,
  • und Rudolf Schraut.

Sie haben ihr Leben gelassen, um gemeinsam mit ihren Kollegen den Umsturz zu vereiteln.

 

Vergelt´s Gott!

 

 

Es hätte eine Warnung sein müssen:

Der 9. November 1923 mit dem gescheiterten Putschversuch durch Adolf Hitler war ein Vorbote für die dunkelste Zeit in der deutschen Geschichte.

 

Der Anlauf war lang.

Das Tempo haben die Radikalen beschleunigt.

Ihr Wahn fand 1938 mit der Reichspogromnacht einen vorläufigen Höhepunkt.

Das Tor zu Auschwitz wurde aufgestoßen.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Frau Dr. Knobloch,

wir wissen es und Sie haben es am eigenen Leib erfahren:
Es hat nicht mit Auschwitz angefangen.

Es hat klein angefangen –
noch dazu scheinbar erfolglos,
mit einem misslungenen Putschversuch.

Das heißt für uns heute:

Wir müssen im Großen wie im Kleinen dagegenhalten!

Der 9. November 1923 war ein Warnschuss.

Er ist verklungen, ohne gehört zu werden.

  • Weil Stimmung gemacht und Propaganda gestreut wurde.
  • Weil Menschen gegeneinander aufgehetzt wurden und Fanatiker Verständnis fanden – und
  • weil der Staat in Teilen das Gewaltmonopol verlor und unterwandert wurde.

 

Wir heute sollten es besser machen!

Und ich weiß, lieber Joachim Herrmann:
Die Bayerische Polizei macht es besser:

Sie steht ein für unsere Demokratie.

Aber dieses Einstehen für unsere Demokratie ist nicht allein Sache der Polizistinnen und Polizisten.

  • Wir alle sollten den Warnschuss hören,
    wenn bei Demonstrationen Böller in Richtung Sicherheitskräfte fliegen.
  • Wir sollten den Warnschuss hören, wenn es in Deutschland öffentliche Sympathie-Kundgebungen für Terroristen gibt und Israel-Fahnen brennen.
  • Wir sollten den Warnschuss hören,
    wenn demokratische Institutionen wie die Medien,
    der Verfassungsschutz oder die Justiz erst politisch herabgewürdigt und dann knallhart bekämpft werden.
    Denken wir an unsere Geschichte und den Wegweiser – dann wissen wir:
    All das führt ins Verderben!

Mein Appell ist daher ganz undiplomatisch.

Und er ist fordernd:

Wir alle tragen Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft.

Wir alle müssen uns für die freiheitliche Demokratie einsetzen.

Und wir alle müssen gegenüber den Feinden der Demokratie klare Kante zeigen.

Kein Verständnis. Kein Schulterzucken. Kein Gewähren-lassen.

Der Staat ist in der Pflicht. Jeder Einzelne ist in der Pflicht.

Das lehrt uns der Blick zurück!

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