Gymnasien in Bayern: SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN wollen zurück zum G9

Dienstag, 24. Januar 2017


SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN fordern im Landtag eine möglichst schnelle Weiterentwicklung des Gymnasiums in Bayern zum

„G9 neu“: Sie brachten dazu in Erster Lesung zwei Gesetzentwürfe

Drs. 17/15007(Dokument vorlesen) und Drs. 17/14945(Dokument vorlesen) – ein, die neun Schuljahre als Regelform mit der Möglichkeit der Verkürzung vorsehen. Die FREIEN WÄHLER sehen sich durch die Gesetzentwürfe in ihrem politischen Kurs bestätigt. Staatsregierung und CSU-Fraktion wollen demgegenüber den gestarteten Dialogprozess mit den beteiligten Verbänden und Kommunen zu dem Thema fortführen und hierbei am Fahrplan festhalten. Über notwendige Veränderungen an den Gymnasien soll demnach erst kurz vor der Sommerpause entschieden werden.

Aus Sicht der Opposition ist die Zeit gekommen, um nun klare Aussagen zur Dauer der Regelausbildung am Gymnasium zu machen: Martin Güll (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses, kritisierte die „Rumeierei“ im Kultusministerium. Thomas Gehring, bildungspolitischer Sprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, forderte „Schluss mit dem Wischiwaschi“.

Beide Bildungspolitiker verwiesen auf das jüngste Ergebnis einer Umfrage der Landes-Eltern-Vereinigung der Gymnasien in Bayern e.V., wonach sich knapp 80 Prozent der befragten Eltern für ein neunjähriges Gymnasium ausgesprochen hätten. Und auch die Direktorenvereinigung würde sich mittlerweile für eine neunjährige Lernzeit als Regelmodell einsetzen. Güll zeigte sich überzeugt, dass durch ein „G9 neu“ die Qualität des Gymnasiums insgesamt gesteigert und Möglichkeiten der Vertiefung geschaffen werden können. Thomas Gehring plädierte ebenfalls für eine Weiterentwicklung des Gymnasiums zum „G9 neu“ – mit mehr Lernzeit zum Abitur, aber auch mit mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung sowie die politische Bildung. Eine Reform sei auch deshalb notwendig, weil sich das Gymnasium heute mit dem Ansteigen der Übertrittsquoten einer immer größeren Schülerschaft öffnen würde. Zudem sei heute die Schülerschaft heterogener als früher, erklärte Gehring. Beide Fraktionen brachten zum „G9 neu“ zwei Gesetzentwürfe ein, die regulär acht statt neun Gymnasialjahre sowie drei Oberstufenjahre statt bislang zwei Kollegstufenjahre vorsehen. Geplant sind zudem Überholspuren für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. 

Prof. Dr. Michael Piazolo, Bildungsexperte der FREIEN WÄHLER und Vorsitzender des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst im Landtag, begrüßte die in den Gesetzentwürfen geplante Entwicklung und sah darin eine „klare Bestätigung für den Kurs der FREIEN WÄHLER“. An die CSU-Fraktion gewandt kritisierte er: „Keiner weiß, was Sie denken und was Sie wollen. Das ist das Problem, unter dem die Schulfamilie im Moment leidet.“   

CSU-Bildungspolitiker Otto Lederer zeigte demgegenüber auf, wie sich etwa das Meinungsbild der SPD-Landtagsfraktion zum Gymnasium im Laufe der letzten Jahre gewandelt habe: Demnach habe die SPD seit 2012 insgesamt sechs Konzepte zum Gymnasium vorgelegt. „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen", sagte Lederer. Der CSU-Politiker warnte vor voreiligen Schlüssen und einseitiger Kritik. Er sah auch viel Positives beim G8, etwa eine gute Schüler-Lehrer-Relation. Lederer kündigte an, dass seine Fraktion den laufenden Dialog-Prozess wie geplant fortführen werde, damit bis zum Sommer die Entscheidungsgrundlagen vorliegen. Zum Schuljahr 2018/2019 soll mit den neuen Regelungen dann in die Breite gegangen werden.

Die Gesetzentwürfen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurden an den Ausschuss für Bildung und Kultus überwiesen und sollen dort in den nächsten Wochen federführend beraten werden.  /kh
 

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Redebeiträge

Die Debatte über die eingebrachten Änderungen zum Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen können Sie nachträglich mitverfolgen auf den Seiten des parlamentarischen Informationssystems von

 

Siehe dazu 93. Plenarsitzung, TOP 2d und 2e, vom 19.01.2017

Plenarprotokoll

Im Wortprotokoll zur Sitzung am 24. Januar 2017 können Sie die Debatte zum Schlussbericht auch nachlesen.

Weiterführende Informationen

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