Modernisierung der Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher

Aussprache im Bildungsausschuss zum Bericht der Staatsregierung

29. April 2021

MÜNCHEN.    Vor gut einem Jahr hat der Bayerische Landtag die Staatsregierung aufgefordert, ein umfassendes Konzept für die Weiterentwicklung der Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher vorzulegen. Im engen Dialog mit den Fachakademien für Sozialpädagogik sollten verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher zu modernisieren. Neben kürzeren Ausbildungszeiten und einer stärker praxisintegrierten Ausbildungsform wurde auch eine höhere Vergütung während der Erzieherausbildung festgelegt. Über die bisherige Umsetzung dieser Maßnahmen und deren Erfolg berichtete die zuständige Referatsleiterin des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus im Ausschuss für Bildung und Kultus des Bayerischen Landtags. In der anschließenden Aussprache wurde koalitionsübergreifend vor allem die Neugewinnung von Männern sowie Abiturientinnen und Abiturienten für die Ausbildung positiv bewertet.  

Seitens der Staatsregierung wurde und werde auch in Zukunft viel unternommen, um den Fachkräftemangel an Erzieherinnen und Erziehern zu decken, so die Vertreterin der Staatsregierung zu Beginn. Einerseits wurde die Ausbildungszeit für Personen mit einem mittleren Schulabschluss von fünf auf vier Jahre verkürzt: „Neu ist dabei der Vorbildungsweg, der aber praxisorientiert bleibt mit einer angemessenen Vergütung.“ In Absprache mit den zuständigen Akteuren hat man sich darauf geeinigt, das bisher zweijährige Sozialpädagogische Seminar (SPS) durch eine einjährige Vorbildung – das Sozialpädagogische Einführungsjahr (SEJ) – für Personen mit mittlerem Schulabschluss zu verkürzen. Erprobt wurde das Ganze im Modellversuch „Erziehungsausbildung mit optimierten Praxisphasen“ (OptiPrax), mit dem man „sehr gute Erfahrungen“ gemacht habe und man deswegen jetzt „guten Mutes sei, dieses Modell in die Regelform überzuführen“.

Ab Schuljahr 2022/2023 nur noch einjähriger Vorbildungsweg für Personen mit mittlerem Schulabschluss

Da es nicht zielführend sei, einen zweijährige und einen einjährigen Vorbildungsweg (SPS und SEJ) parallel laufen zu lassen, wird ab dem Schuljahr 2022/2023 für Personen mit mittlerer Reife ausschließlich der einjährige Vorbildungsweg (SEJ) angeboten. Der Lehrplan sei bereits aktualisiert worden und liege den Fachakademien vor. Schülerinnen und Schüler, die das SEJ absolviert haben, aber nicht die Aufstiegsfortbildung zur Erzieherin/zum Erzieher absolvieren wollen, hätten darüber hinaus die Möglichkeit, entweder die 11. Klasse der Berufsschule für Kinderpflege oder die sogenannte Externenprüfung zu absolvieren. Damit bleibe nach wie vor die Möglichkeit bestehen, nach einer zweijährigen Ausbildung den Berufsabschluss „Staatlich geprüfte Kinderpflegerin“/“Staatliche geprüfter Kinderpfleger“ zu erwerben.

Mehr Abiturientinnen und Abiturienten sowie Männer in der Erzieherausbildung

Ferner habe man durch OptiPrax vor allem viele Personen mit Abitur, aber auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sowie Männer für den Erzieherberuf gewinnen können. Aufgrund dieses Erfolgs werde die praxisorientierte Erzieherausbildung ab dem Schuljahr 2021/2022 regulär und als Alternative zur herkömmlichen Ausbildungsform angeboten. Mit dem Schulversuch „Pädagogische Fachkraft für Grundschulkindbetreuung“ wurde ein weiterer Weg geschaffen, um mehr pädagogische Fachkräfte im sozialpädagogischen Arbeitsfeld gewinnen zu können. „Wir sind sehr zuversichtlich, durch all diese Maßnahme einen wichtigen Beitrag zu der Modernisierung der Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher geleistet zu haben“, so die Vertreterin der Staatsregierung zum Abschluss ihres Berichts.

Die SPD-Abgeordnete Margit Wild begrüßte die reduzierte Ausbildungszeit: „Die fünfjährige Ausbildung stand in keinem Verhältnis zu der Anerkennung und der Bezahlung, die eine Erzieherin oder ein Erzieher erhält.“ Überdies sei es höchsterfreulich, dass man mit OptiPax so viele Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, Abiturientinnen und Abiturienten sowie Männer für den Beruf gewinnen konnte.

Dass die Qualität der Ausbildung trotz der Verkürzung beibehalten müsse, merkte Anna Schwamberger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) an. Gut sei aber, dass es nun endlich eine angemessene Vergütung für die Ausbildung gebe: „Es kann nicht sein, dass man sich die Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher leisten können muss. Wir als Gesellschaft sind diesen Personen eine ordentliche Vergütung schuldig.“ In Zukunft sei eine weitere wichtige Aufgabe, dass man auch mehr Männer für den Beruf des Grundschullehrers gewinnt. Der erst Schritt in die richtige Richtung sei nun aber getan.  

Auch Matthias Fischbach (FDP) begrüßte die Erneuerungen insgesamt. Gleichwohl erkundigte er sich bei der Staatsregierung, welche Inhalte aufgrund der verkürzten Ausbildungszeit wegfallen und wie die neue Ausbildung OptiPrax konkret finanziert werde.

Positive Rückmeldung gab es außerdem von Seiten der CSU. „Vor allem durch OptiPrax wird dem Praxisanteil in der Ausbildung ein hoher Stellenwerte beigemessen, was besonders wichtig ist“, urteilte die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Dr. Ludwig Spaenle schloss sich der Meinung seiner Fraktionskollegin an und lobte im Besonderen, dass nun mehr Männer den Erzieherberuf für sich auswählen.

Auch Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER), der in der Sitzung zum neuen Stellvertretenden Ausschussvorsitzenden gewählt wurde, teilte letzteres Urteil, betonte gleichzeitig aber, dass den Praxiseinheiten während der Ausbildung ein noch höherer Stellenwert beigemessen werden müsse und eine regelmäßige Weiterentwicklung in den Inhalten der Ausbildung unabdingbar sei.  

Moderne Lehrpläne und Kürzungen in der praktischen Ausbildung

Zum Abschluss ging die Vertreterin der Staatsregierung auf die in der Aussprache vorgetragenen Fragen ein. Bezüglich der gekürzten Inhalte während der Ausbildungszeit betonte sie, wie wichtig die Praxis sei, Bayern jedoch immer deutlich über dem notwendigen Anteil gelegen sei. Deshalb habe man sich dazu entschieden, die praktischen Anteile zu kürzen, damit die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher auf ein gutes theoretisches Fundament aufbauen können. Insgesamt seien die neuen Lehrpläne modern ausgestaltet und beinhalteten nicht zuletzt auch Fragen zur demokratischen Bildung und Demokratieerziehung. Bezüglich des doppelten Jahrgangs sei man sich darüber im Klaren, dass mehr Lehrkräfte und auch Räume finanziert werden müssen. Bezüglich dieser Finanzierungsmöglichkeiten sei man momentan im Gespräch mit den Trägern der Schulen.

/ Laura Gabler

 

 

 

 

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