Beziehung Israel-Bayern: „Kreative Ideen werden zu nachhaltigen Partnerschaften“

Israelische Generalkonsulin Carmela Shamir tauscht sich mit Abgeordneten im Europaausschuss aus

München, 01.02.2022

  • Die Israelische Generalkonsulin Carmela Shamir hat im Informationsgespräch zu den Beziehungen zwischen Israel und Bayern herausgestellt, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Jugendlichen beider Länder ist.
  • Fraktionsübergreifend betonten die Abgeordneten, dass beim Aufbau von Netzwerken und Erfahrungsaustausch die Gesamtgesellschaft in den Blick genommen werden müsse.
  • Generalkonsulin und Abgeordnete diskutierten gemeinsam, wie den neuen Ausprägungen des Antisemitismus begegnet werden kann.

„Heute haben wir sehr enge Beziehungen zwischen Israel und Bayern und die Treffen innerhalb der Regierungen zeugen von dem starken Band und dem Willen, auf weitere Partnerschaften hinzuarbeiten.“ Mit diesen Worten leitete Carmela Shamir, Generalkonsulin des Staates Israel, das Informationsgespräch über aktuelle Themen im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen ein. Teil der Diskussion waren der Stand der Beziehungen zwischen Israel und Bayern, die Erinnerungskultur sowie der Internationale Jugendaustausch zwischen den beiden Ländern. Zwar wurde aufgrund der Corona-Pandemie der Austausch im Rahmen persönlicher Treffen eingeschränkt, doch der Innovationsgipfel zwischen Israel und den südlichen Bundesländern im Jahr 2020 sei ein erfolgreiches Beispiel für nachhaltige Zusammenarbeit gewesen, berichtete Shamir. So habe dieses Gipfeltreffen – obwohl es als hybrides Format stattfand – zu rund 70 Kontakten zwischen israelischen und deutschen Unternehmen geführt.

Großes Potenzial im Bereich Wirtschaft und Innovation

Als Meilenstein zwischen den Beziehungen beider Länder erwähnte Shamir die Eröffnung des Israelischen Generalkonsulats vor zehn Jahren sowie die Einweihung der ständigen Israelischen Repräsentanz im März 2016 am Karolinenplatz in München – ein symbolträchtiger Standort, da dort das frühere Machtzentrum der Nationalsozialisten war. Als Höhepunkt der Beziehungen bezeichnete Shamir die Eröffnung der Bayrischen Repräsentanz im Herzen Israels, in Tel Aviv, im Oktober 2018. „Dies ist ein Zeugnis für die Relevanz der Beziehung jetzt und in der Zukunft“, betonte Shamir. Großes Potenzial sieht sie für Kooperationen im Bereich der Wirtschaft, Technologie und Innovation. Doch als Hauptziel stellte die Generalkonsulin die Zusammenarbeit mit jungen Menschen in den Vordergrund, die unter anderem durch das Praktikumsprojekt „New Kibbutz“ gefördert werde. Dieses Programm ermöglichte bereits mehr als 100 jungen Deutschen Praktikumserfahrungen in israelischen Technologieunternehmen, insbesondere um Netzwerke aufzubauen und das Ökosystem für Unternehmensgründer kennen zu lernen.

„Noch vielfältigere Beziehungen“

Der zunehmende Antisemitismus bleibe jedoch ein großes Problem. „Wir können und dürfen die gemeinsame Vergangenheit nicht vergessen und die Frage ist, wie wir uns künftig gemeinsam erinnern können, beispielsweise in Form von Bildungsreisen nach Israel. Wir brauchen eine Beziehung für die künftigen Generationen, die enger und vielfältiger wird als die Verbindung, die wir heute haben“, sagte Shamir. „Bei meiner Arbeit kann ich jeden Tag erfahren, wie konstruktiv die Zusammenarbeit ist. Meine Aufgabe sehe ich darin, bayerische Institutionen mit israelischen Partnern zusammenzubringen und lokale Initiativen nicht nur finanziell zu unterstützen. Denn erst aus kreativen Ideen und persönlichen Treffen werden nachhaltige Partnerschaften.“

Gesamtgesellschaft im Blick behalten

Vizepräsident Karl Freller (CSU) unterstrich diese Aussage: „Für mich ist sehr entscheidend, dass die Kontakte zwischen Israel und Bayern gepflegt werden – das ist eine historische Verpflichtung, aber vor allem ist der Blick in die Zukunft wichtig und damit die Beziehungen zwischen jungen Menschen.“ Diese Generation müsse sich aber immer wieder aufs Neue diese Kontakte erschließen. Dr. Martin Huber (CSU), neu zum stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses gewählt, berichtete von seinen persönlichen Erfahrungen: „Vor allem der Aufbruchsgeist und Willen, Dinge anzupacken, hat mich bei meinem Besuch in Tel Aviv beeindruckt.“ Gerhard Hopp (CSU) wies darauf hin, dass der persönliche Austausch im Jugendbereich aufgrund der Pandemie neu erarbeitet werden müsse, aber auch die Gesamtgesellschaft in den Blick genommen werden müsse. Florian Siekmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betonte in diesem Zusammenhang: „Es dürfen nicht nur Gymnasiasten und Studenten von Austauschprogrammen profitieren, sondern auch junge Menschen, die eine Ausbildung machen und nicht den akademischen Weg einschlagen.“

Antisemitismus in sozialen Medien bekämpfen

Markus Rinderspacher (SPD) erkundigte sich – mit Blick auf die Corona-Pandemie – welchen Umgang die Generalkonsulin mit den neuen Ausprägungen des Antisemitismus empfehlen würde. Shamir nannte in diesem Zusammenhang den Kontrollverlust durch die sozialen Medien. „Wir brauchen zwei Dinge: strengere Regularien, aber wir müssen auch Rede- und Meinungsfreiheit beachten. Hier hat sich die Linie verschoben und da braucht es eine Diskussion“, sagte sie. Franz Rieger (CSU) betonte, wie wichtig der Aufbau von Netzwerken auf der kommunalen Ebene sei: „Das ist eine sehr intensive Form des Kontakts, um Vorurteile abzubauen.“ Aktuell gebe es rund 20 bis 30 Städtepartnerschaften zwischen Israel und Bayern. Der Ausschussvorsitzende Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER) erkundigte sich, in welchen Bereichen – beispielsweise bei Wasserstoff oder Künstlicher Intelligenz – Kooperationen vertieft werden könnten. Shamir sagte, dass Israel beim Thema Wasserstoff erst am Anfang stehe, aber auch in diesem Feld hoffe, dass gemeinsame Kooperationen erwachsen. Von Seiten der Fraktionen der FDP und AfD kamen keine Nachfragen.

Die Ausschuss-Sitzungen werden aktuell auf dem YouTube-Kanal des Bayerischen Landtags im Livestream übertragen.

Die Tagesordnungen zu allen Ausschuss-Sitzungen finden Sie unter Aktuelles/Tagesordnungen und kommen hier zum Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen.

/AG

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