Sprach-Kitas in Bayern

Fachgespräch im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie

25. Januar 2024

MÜNCHEN. Zum Ende des Jahres 2024 läuft nach der Übertragung der Zuständigkeit vom Bund auf die Länder die Übergangsregelung zur Förderung von Sprach-Kitas aus. Über die nötigen Grundlagen für eine Fortsetzung des Modells informierte sich der Ausschuss für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie im Rahmen eines Expertengesprächs.

Die Träger der rund 460 Sprach-Kitas in Bayern wünschen sich im Sinne der Planungssicherheit möglichst rasch Klarheit über die weitere staatliche Förderung ihrer Einrichtungen sowie die dafür zugrundeliegenden Richtlinien. Das wurde bei einem Expertengespräch im Sozialausschuss deutlich. Man brauche eine "Verstetigung des Landesprogramms", erklärte Tatijana von Quadt, Geschäftsführerin der FortSchritt Bayern gGmbH, einem Träger von mehr als 30 Kindertagesstätten in München und Oberbayern. Es bestehe sonst die Gefahr, dass mit der Sprachförderung betraute Fachkräfte wegen der Unsicherheit über ihre berufliche Zukunft die Einrichtungen verließen.

Staatsregierung steht zur Förderung der Sprach-Kitas

Dass die Staatsregierung die Sprach-Kitas fortführen will, daran ließ Natalie Niedermeier, Referatsleiterin Frühkindliche Bildung und Erziehung im zuständigen Sozialministerium, keinen Zweifel. Das dafür nötige Konzept, das eine Weiterentwicklung des Programms umfasst, wird derzeit ausgearbeitet. Wegen der noch laufenden Beratungen zum Doppelhaushalt 2024/25 des Freistaats könne sie aber noch keine abschließenden Aussagen über das zur Verfügung stehende Fördervolumen machen. Gemäß der letzten Erhebung zum Personalbestand der 464 bayerischen Sprachkitas im Oktober 2023 verfüge man über 30 Fachberaterinnen und -berater sowie 506 Sprachfachkräfte.

Inhaltlich hob Niedermeier hervor, dass die sprachliche Bildung wieder stärker im Mittelpunkt stehen soll. Sie sprach im Vergleich zum früheren Bundesprogramm von einer "Refokussierung" auf diesen Bereich. "Wo Sprach-Kita draufsteht, soll auch Sprach-Kita drin sein", sagte sie. Diese Klarstellung sei auch rechtlich geboten, um Doppelstrukturen mit bereits bestehenden Förderprogrammen zu vermeiden. Niedermeier deutete aber auch strukturelle Änderungen an. Ziel sei es, dass die Förderung bei den Kindern ankomme, die sie auch bräuchten. In diesem Zusammenhang erläuterte sie, dass von den rund 8000 bayerischen Kitas, die Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreuen, in 1600 der Migrationsanteil der betreuten Kinder bei mehr als 40 Prozent liege. Nur 142 davon seien aber Sprach-Kitas. Es sei zu überlegen, ob der Migrationsanteil bei der Mittelzuweisung künftig eine größere Rolle spielen müsse.

Klarer Fokus auf Sprachförderung

Einen Überblick über die neue Konzeption des Landesprogramms Sprach-Kitas in Bayern gab Eva Reichert-Garschhammer, die stellvertretende Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP). Sie bestätigte den Fokus auf die Qualitätsentwicklung im Bereich sprachliche Bildung und Interaktion, die auch eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern erfordert, und nannte die engere Verzahnung der Sprach-Kitas mit den bestehenden Landestrukturen wie den Deutsch-Vorkursen für Vorschulkinder und der Kampagne Startchance.kita.digital als Neuerungen. Zudem habe das IFP ein Stellenprofil und Qualifikationsvoraussetzungen für die Sprach-Fachkräfte und Sprach-Fachberatungen erarbeitet unter Berücksichtigung der bisherigen Ausführungen hierzu im Bundesprogramm. Zur Feststellung des aktuellen Ist-Stands und der Bedarfe in den Einrichtungen laufe gerade eine Evaluierung aller Sprach-Kitas.

Nach Einschätzung von Quadts ist die vorliegende Konzeption inhaltlich zu eng gefasst, es drohe die "heimliche Verschulung der frühkindlichen Bildung". Sprachförderung müsse auch schon im Kita-Alter eine altersgerechte Demokratiebildung beinhalten, die Partizipation von Kindern mit Sprachdefiziten fördern, den Inklusionsgedanken beinhalten und Integration ermöglichen. Nötig sei das Bekenntnis zu einer "inklusiven und bildungsgerechten Gesellschaft", erklärte von Quadt. Durch eine Themeneinengung gehe der ganzheitliche Ansatz der Sprach-Kitas verloren. Niedermeier erwiderte darauf, dass die angesprochenen Punkte bereits über andere Förderprogramme des Freistaats abgedeckt seien.

Sprach-Kitas breiter aufstellen

Aus Sicht einer Praktikerin nannte auch die Fachberaterin Bianca Hofmann die Refokussierung auf die reine Sprachförderung "problematisch". Sprach-Kitas seien viel breiter aufgestellt. Die strenge Abgrenzung zu anderen Förderprogrammen sei "nicht zielführend" im Sinne einer ganzheitlichen Konzeption. Hofmann kritisierte die enger gefassten Kriterien für die Anstellung von Fachkräften. Nach ihrer Einschätzung würde rund die Hälfte dieser Beschäftigten trotz Fachkompetenz in der Sprachförderung ihren Job verlieren. Mit dem aktuellen Personalbestand nicht umsetzbar sei zudem die Verkürzung der Intervalle zur Pflichtberatung der Einrichtungen. Hofmann forderte deshalb die Rückkehr zu einer Beratung pro Quartal. Alle sechs bis acht Wochen sei "unrealistisch". Zudem gebe es keine Unterscheidung zwischen Kitas und Krippen, obwohl die Anforderungen sehr unterschiedlich seien.

Die Ausschussvorsitzende Doris Rauscher (SPD) kündigte an, die vorgebrachten Anregungen und Kritikpunkte in die weitere Beratung zur Zukunft der Sprach-Kitas einzubeziehen. 

/ Jürgen Umlauft

 

 

 

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