Das Moor als Chance

Sachverständigenanhörung im Umweltausschuss

MÜNCHEN.     Moore können einen wichtigen Beitrag zu Klimaschutz, Artenvielfalt und Hochwasserschutz leisten – solange sie nicht trockengelegt sind. In einer Expertenanhörung im Umweltausschuss haben Sachverständige über den Klimaschutz durch Moore gesprochen und dabei klargemacht: Eine Renaturierung funktioniert nicht ohne die Menschen.

Ursprünglich kommt Moorschutz aus dem Naturschutz, Themen seien Biodiversität und Artenschutz gewesen, so Dr. Matthias Drösler, Professor an der Hochschule in Weihenstephan. Vor 25 Jahren sei der Klimaschutz dazugekommen. Ein Monitoring müsse auch für den Steuerzahler nachweisen, dass das das Moor dem Klimaschutz dient.

Dr. Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft betonte, wie wichtig der Dialog mit der Bevölkerung ist. Man müsse zeigen, was gemacht wird. Gespräche mit Landwirten hätten gezeigt, dass "ein leises Umdenken" stattfinde.

Klimaschutzmaßnahme: Moore vernässen

Um CO2-Emissionen auf null zu reduzieren, müssten alle trockengelegten Moore wieder vernässt werden, sagte online zugeschaltet Dr. Hans Joosten, emeritierter Professor der Universität Greifswald. Damit müsse man möglichst schnell anfangen.

Aus der Erfahrung mit der Umsetzung berichtete Dr. Ulrich Mäck, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft schwäbisches Donaumoos. Artenschutz und Klimaschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, etwa wenn Solarparks in den Mooren installiert werden.

Dr. Holger Magel, emeritierter Professor der Technischen Universität München, forderte, das Thema nicht auf ökologische Fragen zu verengen, sonst erreiche man die Menschen nicht. Die Flurbereinigung könne helfen, wo Flächen nicht im Staatsbesitz sind.

Renaturierung der Moore als Aufgabe

Moore seien herausragende Lebensräume mit vielen Funktionen, die man zusammen denken müsse, so Dr. Christine Margraf vom BUND Naturschutz in Bayern. Beim Moorschutz als Klimaschutz solle man auch die Renaturierung als Ökosystem im Auge behalten.

"Moore sind Hotspots der Biodiversität", sagte Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz. Wiedervernässung funktioniere nur in zusammenhängenden hydrologischen Einheiten.  

Renaturierung bedeute, eine naturnahe Moorvegetation wachsen zu lassen, erklärte Cornelia Siuda vom Gutachterbüro Moorrenaturierung. Solche Flächen könnten Hochwasserspitzen verzögern. Man solle das Moor als Chance sehen und nicht dagegen arbeiten.

Dr. Alfred Wagner vom Planungsbüro mit Schwerpunkt angewandte Landschaftsökologie sprach sich dafür aus, auszuloten, welche Möglichkeiten es überhaupt gebe. Es gebe Standorte, an denen eine Renaturierung zur Einsparung von Treibhausgasen nicht ginge.

Eine Moorschutzstrategie müsse auf regionale Eigenheiten anwendbar sein, sagte online zugeschaltet Dr. Ulrich Weiland, Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes Allgäuer Moorallianz. Moorschutz müsse alle Funktionen der Moore berücksichtigen, nur in unterschiedlicher Gewichtung.

Abgeordnete: Renaturierung nicht ohne Landwirte und Bürger

Im Anschluss an die Stellungnahmen der Experten hatten die Abgeordneten die Möglichkeit, sich zu äußern. Einen Spurwechsel forderte Patrick Friedl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Jetzt könne man noch handeln und die Moore erhalten. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Eric Beißwenger (CSU) betonte, dass für die Landwirte sowohl Wertschätzung als auch Wertschöpfung wichtig seien.

Auch Benno Zierer (FREIE WÄHLER) sprach sich dafür aus, dass die Eigentümer frühzeitig angesprochen werden müssten. Im Donaumoos hätten Landwirte ihm zugesichert, mitzumachen, wenn auch ihre Kinder in Zukunft ihre Existenz mit dem Hof sichern könnten, erinnerte sich Florian von Brunn (SPD). Auch Prof. Dr. Ingo Hahn (AfD) betonte, wie wichtig es sei, die Menschen miteinzubeziehen, die die Landschaft kennen. Politik in Bayern könne nicht ohne den bayerischen Bürger gemacht werden. Christoph Skutella (FDP) sagte, es brauche klare Definitionen, Zielsetzungen und Erfolgskontrolle.

/ Anna Schmid

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