"Künstliche Intelligenz: Chancen und Herausforderungen für die Bayerische Wirtschaft"

Sachverständigenanhörung im Ausschuss für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung

22. April 2021

MÜNCHEN.     Welche Chancen bietet Künstliche Intelligenz, kurz KI, der bayerischen Wirtschaft? Und welche Herausforderungen gibt es? Darüber informierten zehn Experten vor Ort im Maximilianeum oder digital zugeschaltet im Wirtschaftsausschuss.

Bei Siemens wird KI genutzt, um eigene Fabrikationen zu verbessern und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen, so Thomas Hahn, Chief Expert Software beim Münchner Konzern, Präsident der Big Data Value Association (BDVA) und Mitglied im KI-Ratsvorsitz.

Wie sein Vorredner betonte auch Dr. Christian Dremel, Project Lead Data Driven Brose bei Brose Fahrzeugteile die Bedeutung von Daten für die KI. Sie müssen nicht nur da sein, sondern auch adäquat gemanagt werden.

Das größte Potenzial Künstlicher Intelligenz sieht Dr. Philipp Gerbert, Future Shaper an der UnternehmerTUM in München und Direktor der KI-Initiative appliedAI im Aufbau neuer, innovativer Geschäfte, nicht in der Transformation klassischer Betriebe. 

Bei Forschung und Entwicklung sei man immer noch zu langsam, sagte Professor Sami Haddadin vom Lehrstuhl für Robotik und Systemintelligenz an der TU München. Bayern müsse weiter an einem gründerfreundlichen Klima arbeiten.

Boris Hollas, Professor an der Fakultät für Informatik und Mathematik der HTW Dresden und Mitglied der Enquete-Kommission "Künstliche Intelligenz" im Bundestag forderte, in den Schulen mehr Wert auf MINT-Fächer zu legen, da Studienanfänger Defizite in Mathematik hätten.

KI müsse mit dem Klimaschutz in Einklang gebracht werden, so Dr. Lynn Kaack, Wissenschaftlerin an der ETH Zürich, Co-Vorsitzende des Forscher-Kollektivs Climate Change AI und Mitglied des Österreichischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligenz.

Beim Einsatz von KI sei oft weniger die Technologie das Hemmnis als vielmehr eine Investitions- und Risikobereitschaft oder die notwendigen Skills, sagte Andrea Martin, Leiterin des IBM Watson Center Munich und der Client Centers im Raum EMEA.

Aus der Praxis berichtete Dagmar Schuller, Gründerin der audEERING, die eine Technologie entwickelt hat, die über intelligente Sprachanalyse eine Covid-19-Infektion erkennen können soll. Eine entsprechende App konnte sie wegen des Datenschutzes nicht auf den Markt bringen, erzählte Schuller.

Professor Patrick van der Smagt, Leiter Machine Learning Research Lab bei der Volkswagen AG und Director of AI Research at VW Group sagte, nicht nur Universitäten, sondern auch Unternehmen seien zur Grundlagenforschung bereit, auch hierzulande, vor allem aber in den USA. Er warnte vor einem Abwandern von Fachkräften.

Mittlerweile sei man in einer zweiten Welle der Digitalisierung angekommen, in der aus Unternehmen der Sekundärindustrie Software-Unternehmen werden, so Mario Trapp, außerplanmäßiger Professor und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Kognitive Systeme IKS.

Im Anschluss wollte Alexander König (CSU) von Professor van der Smagt als Vertreter eines großen Konzerns wissen, wie er den Gesetzentwurf der EU-Kommission zur Regulierung von KI-Anwendungen beurteilt. Es sei sinnvoll, Gesetze zu entwickeln, weil man unter einem Flickenteppich verschiedener Gesetze leide, antwortete dieser.

Benjamin Adjei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) warf die Frage auf, wie man in kleineren und mittleren Unternehmen das Bewusstsein für Daten und den Umgang schaffen könne. Die Relevanz des Themas treffe nicht nur KMUs, so Dr. Christian Dremel in seiner Antwort. Am Anfang stehe immer eine Investition.

Gerd Mannes (AfD) erkundigte sich bei Professor Hollas nach den Effekten der Algorithmen. Er wollte von ihm wissen, ob nicht der Gesetzgeber an dieser Stelle eingreifen und Transparenz fordern müsse. Dies, so antwortete ihm der Wissenschaftler, würde die Anwendung von KI behindern, weil es in vielen Fällen nicht möglich sei.

Der Abgeordnete Albert Duin (FDP) fragte: "Wie oft gehen Dinge schief und versteht die Politik, dass Dinge schiefgehen und Finanzierungen ins Leere laufen?" Dass etwas schiefgeht, sei als Teil des Lernens genuin im Interesse der Wissenschaft, so Professor Haddadin. Dass die Gelder gut eingesetzt werden, zeige der Output.

/ Anna Schmid

 

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