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Bürgerpreis 2019: Auszeichnungen für ehrenamtliche Rettungskräfte

17. Oktober 2019

MÜNCHEN               Es ging um Rettung aus höchster Not und mitunter lebensgefährliche Einsätze unter schwierigsten Bedingungen. Trotzdem wurde viel gelacht im Senatssaal des Maximilianeums, als Landtagspräsidentin Ilse Aigner den Bürgerpreis 2019 verlieh. Das lag nicht an den Frauen und Männern, die unter dem Motto „Rette uns, wer kann! – Nachwuchs und neue Ideen für die ehrenamtlichen Rettungskräfte“ gewürdigt wurden – es lag an der Präsentation der Preisträger durch die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“, seit ihren hinterhältig-komischen Auftritten bei der Prunksitzung des Fastnacht-Verband Franken in Veitshöchheim in ganz Bayern berühmt-berüchtigt.

Tatsächlich gab es in der 20-jährigen Geschichte des Bürgerpreises noch nie so viel Gelächter wie dieses Jahr. Das lag auch an der Schlagfertigkeit der ausgezeichneten Ehrenamtler. Als Norbert Neugirg von den „Altneihausern“ das Modell der Frauenförderung der Feuerwehr Philippsreut vorstellte und eine der jungen Nachwuchsfrauen fragte, ob in einem derart kleinen Ort mit so wenigen Häusern überhaupt irgendetwas in Flammen aufgehen können, kam prompt die trockene Retour: „Na, weil mir schneller han“.
Eine Preisverleihung der anderen Art, sichtlich sehr zur Freude der Ausgezeichneten und auch des Bürgerpreis-Beirates, insbesondere Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Die hatte in ihrer Begrüßung den Freistaat Bayern angesichts des großen Engagements seiner Bürgerinnen und Bürger zum „echten Ehrenamtsland“ erklärt.

„Füreinander Verantwortung übernehmen!“

Ihr liege der Zusammenhalt der Gesellschaft sehr am Herzen. Und mit Blick auf den Bürgerpreis des Bayerischen Landtages lasse sich klar festhalten: „Der Zusammenhalt wächst dort, wo Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Und unsere Rettungsdienste sind dafür ganz klar Paradebeispiele!“, und zeigte sich erfreut von den vielen Ansätzen Nachwuchs für Rettungskräfte zu gewinnen. Unter 85 Bewerbern hatte die Jury unter Vorsitz der Landtagspräsidentin insgesamt sechs Preisträger ausgezeichnet, die allesamt großen Einfallsreichtum bei der Gewinnung von Nachwuchs gezeigt hatten, wobei „Nachwuchs“ ausdrücklich nicht nur Kinder und Jugendliche meinte, sondern alle Menschen, die für das Ehrenamt im Rettungsdienst gewonnen werden konnten, also etwa auch Migrantinnen und Migranten.

„Letztlich sitzt man in der Not auf dieser Welt in einem Boot“ reimten deshalb die „Altneihauser“ beispielsweise mit Blick auf die Johanniter-Unfall-Hilfe, die ganz gezielt Menschen mit Migrationshintergrund anspricht und auf diese Weise nicht nur neue Ehrenamtliche gewinnt, sondern auch unaufgeregt Integration vorlebt. Die „Altneihauser“ spielten nach der Preisverleihung zur Freude der Gäste noch weiter und lieferten Anregungen zu neuen Marketing-Slogans der Preisträger. So könnte sich die Bergwacht überlegen, ob sie sich den Spruch „Wo du auch vorhast zu verschwinden – die Bergwacht Bayern wird dich finden“ nicht vielleicht doch ausleiht. Am Ende viel Applaus für die Ehrenamtler und den virtuosen Spott der „Altneihauser“. / zg

Preisträger 2019

Erster Preis: Bergwachtjugendgruppe Unterammergau (15.000 Euro)
Seit dem Jahr 2000 gibt es bei der Bergwacht Unterammergau eine Jugendgruppe, in der die Jugendlichen als Nachwuchs für die Bergwacht gewonnen werden, um mit 16 Jahren dann „echtes“ Mitglied werden zu können. Sie sollen für alle Facetten der Bergwacht begeistert und für den Naturschutz sensibilisiert werden. Jährlich finden 12-15 verschiedene Veranstaltungen mit durchschnittlich 13 Kindern und Jugendlichen statt. Anlass der Gründung war die Erkenntnis: Mit 16 Jahren ist es zu spät, um Jugendliche für die Bergwacht zu gewinnen, da sie dann schon in anderen Ehrenämtern oder Vereinen engagiert sind. Auch die monatlichen Treffen berücksichtigen die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen: Da sie bereits schulisch und privat viele Termine haben, wurde ein Rhythmus gesucht, der den Jugendlichen entgegenkommt. Viele ehemalige Jung-Bergwachtler sind mittlerweile in leitender Funktion in der Gruppe.

Zweiter Preis:

Bring Dich ein! Ehrenamt verbindet.

- Stärkung des ehrenamtlichen Engagements von Menschen mit Migrationshintergrund (10.000 Euro)


Ziel dieses Projektes, das von acht regionalen Verbänden der Johanniter in Bayern durchgeführt wird, ist der Zugewinn von ehrenamtlichen Helfern mit Migrationshintergrund. Zudem soll eine nachhaltige Bindung an das Ehrenamt ein erster Versuch sein, auf die wachsende sprachliche, kulturelle und religiöse Vielfalt in der Gesellschaft zu reagieren. Darüber hinaus geht es um die Entwicklung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz auf beiden Seiten, den Abbau von Vorurteilen und das Schaffen von Begegnungsräumen für einen interkulturellen Dialog auf Augenhöhe. Durch das Projekt konnten bislang über 150 Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund gewonnen werden.

Dritter Preis (aufgeteilt auf drei Preisträger – Preisgeld je 7000 Euro)

„Du besitzt die Eintrittskarte”, Freiwillige Feuerwehr Phillippsreut
Die Freiwillige Feuerwehr Phillippsreut hat eine Frauengruppe aufgebaut, die vollständig in die bereits bestehende aktive Mannschaft integriert wurde und sich tatkräftig innerhalb der Feuerwehrarbeit engagiert. Es wurden gezielt Ehefrauen und Partnerinnen von aktiven Mitgliedern angesprochen, um diese aus dem überwiegend organisatorischen Bereich auch für den aktiven Einsatzbereich zu gewinnen. So sollen gezielt Frauen und Mädchen für den Feuerwehrdienst geworben werden.

„Kinder lernen von Kindern

, Wasserwacht Ortsgruppe Wörthsee


Dieses Projekt wendet sich gezielt der Nachwuchsgewinnung. Interessierte Kinder werden von bereits aktiven Kindern geschult und an die Aufgaben der Wasserwacht herangeführt. Mit Aktionen, die maßgeblich von Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden, wird so gewissermaßen auf Augenhöhe die Begeisterung für das Ehrenamt geweckt. Langfristiges Engagement und Verantwortungsübernahme werden nachhaltig gefördert.

Feuerwehr Großostheim
Die Feuerwehr Großostheim konnte mit Ihrer herausragenden Jugendarbeit überzeugen, mit der durch unterschiedliche Aktivitäten kontinuierlich Mitglieder hinzugewonnen werden. So bekommt zum Beispiel jedes neue Mitglied der Kinderfeuerwehr die Möglichkeit, seinen Geburtstag auf der Feuerwache zu feiern, und wird dabei durch die Senioren- und Ehrenabteilung der über 65-Jährigen unterstützt. Auch eine sehr aktive Öffentlichkeitsarbeit, jährliche Schulprojekttage mit Klassen der Mittel- und Realschulen vor Ort sowie die Beteiligung beim Girl’s Day zeigen bei der Nachwuchsgewinnung großen Erfolg.

Sonderpreis: Bergwacht Region Allgäu (4000 Euro)
Die Bergwacht Region Allgäu beschreitet über innovative Einsatzunterstützung mittels digitaler Funktechnik und der Nutzung von Drohnen und Wärmebildkameras neue Wege bei der Bergrettung. Die Einbeziehung und Verwendung moderner Technik ist gerade auch für die junge Generation besonders attraktiv, auf diesem Wege können interessierte Jugendliche gezielt angesprochen werden.
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