Abendessen anlässlich des 95. Geburtstags von Abba Naor

Zeitzeuge des Holocaust und unermüdlicher Mahner

8. Mai 2023

MÜNCHEN.    Vor einigen Wochen hat der Holocaustüberlebende Abba Naor seinen 95. Geburtstag gefeiert. Am Montag lud das Präsidium des Bayerischen Landtags nun zu einem Geburtstagsessen zu Ehren des Zeitzeugen ins Maximilianeum ein. Landtagspräsidentin Ilse Aigner würdigte Naor in ihrer Ansprache als einen der prägendsten und mutigsten Taktgeber der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner sagte in ihrer Rede: "Lieber Abba Naor, Sie personifizieren die Erinnerungskultur in unserem Land. Eine Erinnerungskultur, die wir als Freistaat Bayern und als Bundesrepublik Deutschland hochhalten. Und Sie sind einer der prägendsten und mutigsten Taktgeber dieser Erinnerungskultur. Im letzten Jahr haben Sie hierzulande 110 Termine wahrgenommen!" Und Aigner ergänzte: "Sie nehmen nicht irgendwelche Termine wahr. Sie legen jedes Mal Zeugnis ab, von Ihrem Schicksal und dem Ihrer Familie, in der Zeit der Verfolgung und fast vollständigen Vernichtung der europäischen Juden. Sie erzählen von den schlimmsten, traumatischsten Erlebnissen und Erfahrungen eines Lebens: Vom Verlust geliebter Menschen – ermordet, schamlos, gnadenlos, grausam; von den eigenen Qualen, Tränen, Ängsten, Schmerzen; von Entrechtung, Entwürdigung, Entmenschlichung." Mit Blick auf das Leben des Jubilars und sein wertvolles Wirken betonte die Präsidentin: "Ich verneige mich voller Bewunderung und Dankbarkeit für Ihren Mut, Ihre menschliche, übermenschliche, Größe, Ihren unermüdlichen Einsatz für eine nachhaltige, empathische Erinnerung, Ihre leidenschaftliche demokratische Haltung und für Ihre gereichte Hand der Versöhnung."

Auch I. Landtagsvizepräsident und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, ging in seiner Rede auf Abba Naors unermüdliches Wirken als Zeitzeuge an Schulen ein: "Mehr kann sich Bayern nicht wünschen, als dass jemand in Deinem Alter Tag für Tag an die Schulen geht und den jungen Menschen sagt, auf was sie aufpassen müssen, damit in ihrem Leben keine solchen Geschehnisse mehr passieren wie in der Zeit des Nationalsozialismus. Es ist großartig, wie Du das machst, wir bewundern Dich und hoffen, dass Du lange Zeit so aktiv weitermachen kannst!"

Sichtlich bewegt zeigte sich Abba Naor, als er das Wort ergriff: "Ich rede zwar über die Vergangenheit, aber meine Gedanken sind in die Zukunft gerichtet. Die Kinder, die ich treffe, sind die Zukunft Europas!" Mit Blick auf den Weg der Versöhnung in den vergangenen Jahrzehnten zitierte Naor das hebräische Sprichwort: "Wenn ihr daran glaubt, ist es kein Wunder", und er ergänzte: "Da sitzen neben mir die Präsidentin des Bayerischen Landtags und die Vizepräsidenten mit der israelischen Flagge auf dem Tisch und ich, der ehemalige KZ-Häftling, mit dem Bayerischen Verfassungsorden. Das sagt alles." Zum Schluss bekräftigte Naor, der am 21. März dieses Jahres seinen 95. Geburtstag feierte, seinen Willen, weiterhin an Schulen zu gehen und jungen Menschen von seinem Leben zu erzählen: "Ich werde es machen, solange es geht."

Weggefährten sowie Vertreter aus Politik und Gesellschaft nahmen an der Feier im Maximilianeum teil, um Abba Naor ihre Gratulation und ihre Wertschätzung auszusprechen, darunter die Landtagsvizepräsidenten Karl Freller (CSU), Alexander Hold (FREIE WÄHLER), Markus Rinderspacher (SPD) sowie die israelische Generalkonsulin in München, Carmela Shamir.

Seit vielen Jahren ist Abba Naor der bayerischen Volksvertretung eng verbunden. Regelmäßig nahm Naor an Gedenkveranstaltungen des Landtags teil. Im Dezember 2021 wurde der ►erste Bayerische Verfassungsorden an ihn verliehen.

/ PR

Randspalte

Seitenanfang