08.11.2011 - Kino im Landtag: Hotel Lux

- Von Zoran Gojic -

Filmabend im Bayerischen Landtag! Bereits zum 4. Mal verwandelte sich der Senatssaal im Maximilianeum nach dem Motto „Kino im Landtag“ in einen Kinosaal. Über 300 Gäste aus der Politik und der Filmbranche sahen „Hotel Lux“ von Regisseur Leander Haußmann. Die ungewöhnliche Mischung aus Historiendrama und politischer Komödie ist ein „Film, bei dem sich selbst versierte Filmexperten und Kritiker schwer tun, ihn in die übliche Schublade einzuordnen“, stellte Landtagspräsidentin Barbara Stamm in ihrer Begrüßungsrede treffend fest. Hauptdarsteller „Michael „Bully“ Herbig hat es im Vorfeld folgendermaßen formuliert: „Sie können etwas erwarten, was Sie nicht erwartet haben.“ Viel Lob gab es für Herbigs Darstellung eines unpolitischen Komikers, der zwischen die Mühlen von faschistischen und stalinistischen Terror gerät. Dass der Komödiant Herbig auch in einer ernsten Rolle eine gute Figur macht, hat viele im Saal überrascht und beeindruckt.

Die Veranstaltung „Kino im Landtag“ dient dem medienpolitischen Diskurs zwischen den Abgeordneten des Bayerischen Landtags, den Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) und Medienschaffenden. Schließlich und endlich ist es das Parlament, das Mittel für die Filmförderung bewilligt und damit den Medienstandort Bayern erst ermöglicht. Als Partner waren auch diesmal die HFF und der FilmFernsehFonds Bayern mit dabei. Von der HFF kam der thematisch passende Vorfilm „Fliehkraft“. Die beiden Münchner Filmstudentinnen Marie Elise Scheidt und Alexandra Wesolowski zeigen in ihrer Dokumentation das Schicksal eines ehemaligen DDR-Bürgers, der im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen eingesperrt war. „Als ich den Film gesehen habe, ist mir eingefallen, dass ich auch mal in Hohenschönhausen gelandet bin“, erinnerte sich Leander Haußmann in der Gesprächsrunde nach der Filmvorführung. Gemeinsam mit Produzent Günter Rohrbach und Prof. Dr. Andreas Wirsching, dem Leiter des Instituts für Zeitgeschichte, sprach Haußmann über den historischen Kern der Geschichte seines Films „Hotel Lux“ und das Kunststück Historiendrama und leichte Komödie zusammen zu bringen. Produzent Rohrbach fasste es prägnant zusammen: „Wir möchten die Menschen natürlich in erster Linie unterhalten, aber ich will schon auch, dass die Zuschauer klüger aus dem Kino kommen als sie reingehen.“ Wirsching bestätigte dem Film ein hohes Maß an Authentizität, mit dem er vorab nicht gerechnet hatte. „Eigentlich wollte ich mir den Film nicht ansehen, aber er hat mich schon mit der ersten Szene gepackt. Die Atmosphäre der Zeit ist sehr gut eingefangen und ich würde jedem empfehlen den Film anzusehen, der etwas über diese Epoche erfahren möchte.“ Dem Filmemacher Haußmann war das fast schon zuviel des Lobs. „Hören Sie auf, sonst geht da keiner mehr rein! Wir wollten einfach eine unterhaltsame Komödie machen und den Scharlatan Stalin entlarven. Und mein Thema ist ansonsten bei jedem Film das gleiche: wie bleibt man Mensch?“, erläuterte Haußmann. Beim anschließenden Empfang wurde lebhaft weiter diskutiert über Diktaturen, sozialen Sprengstoff der aktuellen Situation und über Politik im Film. An welchem Ort könnte man das besser tun als im Landtag?

Veranstalter, Sponsoren und Besucher waren von dem Konzept angetan und verabredeten fest: man sieht sich nächstes Jahr bei „Kino im Landtag“ wieder. Möglich ist solch ein Abend nur dank der tatkräftigen Unterstützung von Sponsoren. Christian Sommer, Vorstand der CineMedia AG, übernahm wieder komplett die Logistik und Technik für die Vorführung. Seine Mitarbeiter von „Licht und Ton“ bauten den Senatssaal mit immensem Aufwand in einen Kinosaal um. Corinna Eich und Günter Rohrbach unterstützten die Veranstaltung als Produzenten großzügig. Ebenso Bavaria Film und der Verleih Constantin. Besonderer Dank gilt Hauptdarsteller Michael „Bully“ Herbig, der trotz schwerer Stimmbandentzündung teilnahm und auch stumm für Lacher sorgte.

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