22.03.2011 - Großer Andrang bei "Kino im Landtag": Almanya - Willkommen in Deutschland!

Willkommen im Bayerischen Landtag! Zum 3. Mal verwandelte sich der Senatssaal am Dienstagabend in einen Kinosaal. Gezeigt wurde diesmal „Almanya – Willkommen in Deutschland“ – eine Komödie über Migration und Integration. Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen zeigt der Film die Geschichte von Hüseyin Yilmaz und seiner Familie, die Mitte der 1960er Jahre ihre Heimat Türkei verlassen, um als Gastarbeiter das deutsche Wirtschaftswunder zu unterstützen. Es gibt viele Klischees und versteckte Wahrheiten – Spiegelbild statt Nabelschau. „Vielleicht ist es gerade diese Mischung, die sich heilsam und geradezu erlösend abhebt von festgefahrenen Diskussionen und zementierten Vorurteilen“, sagte Landtagspräsidentin Barbara Stamm, als sie die über 300 Gäste begrüßte. Unter ihnen waren zahlreiche Mitbürgerinnen und Mitbürger, die ihre Wurzeln ursprünglich in anderen Ländern haben.

Die Reihe „Kino im Landtag“ hat den Anspruch, einen medienpolitischen Diskurs zu ermöglichen: zwischen den Abgeordneten des Bayerischen Landtags, den Studierenden der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) und den Medienschaffenden. Es ist schließlich das Parlament, das über die Gelder für die Filmförderung entscheidet. Als Partner waren deshalb auch diesmal die HFF und der FilmFernsehFonds Bayern mit dabei. „Almanya ist ein gutes Beispiel für die Ergebnisse einer kontinuierlichen Förderarbeit. Das FFF hat das Projekt in der Drehbuchphase, in der Produktion und im Verleih unterstützt. Deshalb freuen wir uns sehr über den Erfolg dieses Films“, betonte Geschäftsführer Klaus Schäfer.

„Sie erleben heute Abend zwei HFF-Generationen“, wandte sich Professor Gerhard Fuchs, Präsident der Hochschule für Fernsehen und Film München, an das Publikum: Von der Absolventin Yasemin Samdereli stamme der Film „Almanya – Willkommen in Deutschland“, von der Studentin Mirjam Orthen der Kurzfilm „Vatersprache“, der zum Einstieg gezeigt wurde – eine eindringliche Botschaft, dass man trotz unterschiedlicher Sprache auch ohne Wörterbuch doch noch einen Schritt aufeinander zugehen kann.

Aufeinander zugehen, Menschen aus anderen Ländern mit anderen Kulturen integrieren und sich integrieren lassen – auch das war ein Anliegen dieses Kinoabends im Maximilianeum. Der Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer, Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, schilderte in der anschließenden Podiumsdiskussion seine Erfahrungen. Unterschiedlichste Erlebnisse wurden geschildert: von den Filmemacherinnen Yasemin und Nesrin Samdereli, die in „Almanya – Willkommen in Deutschland“ ihre eigene Familiengeschichte verarbeitet haben, von dem BMW-Arbeiter Gürsoy Karaca aus dem niederbayerischen Kelheim und von Birsen Weisse, Mutter von zwei Töchtern, die als dreijähriges Kind von Istanbul nach Deutschland kam. Sybille Giel, Leiterin der Redaktion Familie im Bayerischen Rundfunk, verstand es, ihren Gesprächspartnerinnen und -partnern spannende Geschichten zu entlocken.

Veranstalter, Besucher und Sponsoren waren sich einig: Sie hatten einen ungewöhnlichen Abend erlebt; Amüsantes Kino und anregende Gespräche bei einem bayerisch-türkischen Imbiss: ofenfrische Brezen und Fladenbrot mit Olivenmousse und Paprikafrischkäse, Couscous-Gemüsepfanne mit Kräuterjoghurt oder Chilihühnchen mit Kartoffeln aus der Landtagsgaststätte.

Zahlreiche Sponsoren haben auch diesmal „Kino im Landtag“ möglich gemacht: Christian Sommer, Vorstand der CineMedia AG, übernahm zum zweiten Mal sämtliche Kosten für Logistik, Technik und Produktion. Seine Mitarbeiter von „Licht und Ton“ bauten den Senatssaal in einen Kinosaal um. Kein Film ohne Produzent: Andreas Richter von Roxy-Film und Markus Zimmer vom Concorde-Filmverleih erwiesen sich als großzügige Förderer. Das Gemeinschaftswerk „Kino im Landtag“ ist erneut gelungen./hw

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