Die Bildwerke am Mittelrisalit

Weithin sichtbar verkünden die Bilder der Westfassade des Maximilianeums (Dokument vorlesen)- auch zur größeren Ehre des Hauses Wittelsbach – das Progrmm der ehemaligen höheren Bildungs- und Unterrichts-Anstalt. Die 1902 den urspünglichen Stereochromien (Gemälden in einer Mitte des 19. Jahrhunderts erfundenen Technik, die mehr Haltbarkeit versprach, als sie tatsächlich besaß) nachgebildeten Glasmosaiken der Kgl.-Bayerischen Hofmosaik-Kunstanstalt Rauecker und Solerti in München zeigen in den Giebelfeldern des Mittelrisalits folgende von dem Historiker und Archivar Johann Michael Söltl für König Max II. zusamengestellte Themen:

Als Beispiel für Religion und Wohltätigkeit der Wittelsbacher im Zentrum - durch Größe und erhöhten Standort dominierend - die Stiftung des Benediktinerklosters und Ritterhauses Ettal am 28. April 1330: Ludwig der Bayer erbaut Kirche und Kloster Ettal und übergibt den einen Theil den Mönchen, den andern aber verdienten Rittern, sammt deren Frauen und Kindern; dementsprechend umgeben in der rechten Bildhälfte Benediktiner diesen Kaiser, der Rittern und ihren Angehörigen, die sich um einen ehrwürdigen Greis in einer Sänfte scharen, eine Geldkassette überreicht; im Arkadengang des Hintergrunds überführen Mönche in einer Prozession das Ettaler Gnadenbild, so das an höchster Stelle des Bilderzyklus Maria, die Patrona Bavariae, erscheint.

Als Exempel der Wissenschaft in Bayern ist rechts daneben die Stiftung der Universität Ingolstadt durch Ludwig des Reichen von Bayern-Landshut a. 1472 zu sehen; der auf Stufen erhöhte Wittelsbacher Herzog übergibt in Begleitung seines Sohnes Georg den vom Rector magnificus angeführten Vertretern der Hohen Schule, Professoren wie Studenten, die Gründungsurkunde. Somit setzt das Maximilianeum augenscheinlich die segensreiche Tradition Wittelsbacher Bildungseinrichtungen fort.

Als Beispiel für die seit frühester Zeit in Bayern blühende Kunst - nicht die bildende erscheint links des Ettal-Bildes Wolfram von Eschenbach, einer der ersten Minnesänger, der sich selbst einen Bayern nennt, was nicht genug bekannt ist, bei dem Sängerkrieg auf der Wartburg; das Bild, das dem themengleichen Fresko Moritz von Schwinds im Sängersaal der Wartburg teilweise in der Komposition nicht unähnlich ist, vergegenwärtigt vor dem Thron des Landgrafen Hermann I. von Thüringen und seiner Gemahlin Sophie, einer Wittelsbacherin, den Wettstreit zwischen dem gelassenen, alle überragenden Epiker Wolfram von Eschenbach mit der Leier sowie einem weiteren Minnesänger (Walther von der Vogelweide?) rechts und dem erregten Gegenspieler Heinrich von Ofterdingen mit drei Zuhörern (Heinrich von Rispach, Reinmar von Zweter und Biterolf aus Stille?) links.

Diese drei Bilder gehen auf den bedeutenden Münchner Akademieprofessor für Historienmalerei Karl Theodor von Piloty (1826-1886) zurück. Bereits 1859 legte Piloty drei Farbskizzen zur Begutachtung vor. Daraufhin erhielt er den Auftrag und fertigte 1860-1864 drei Ölskizzen in Naturgröße, die noch - entsprechend dem geplanten Baustil des Maximilaneums - oben spitzbogig zulaufen und heute Räumlichkeiten des Landtags und der Studienstiftung (z. B. der Sängerkrieg den Lesesaal) zieren. Weitere Ölskizzen und Detailstudien hierzu besitzen die Staatsgalerie in Stuttgart und die Staatliche Graphische Sammlung in München. Bis 1872 erfolgte die Ausführung der Fassadenbilder.

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Der Außenbau und seine Bildwerke

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