Diskussion über Projektwochen an den Schulen

Aktuelle Stunde zum „Erfolgskonzept Alltagskompetenz“

München, 15.10.2021

  • In einer Aktuellen Stunde hat die Landtagsfraktion der FREIEN WÄHLER zum Thema „Erfolgskonzept Alltagskompetenz – lernen für Leben, Land und Leute“ die stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis an Schulen durch die Einführung von Projektwochen verteidigt.
  • Vor allem das Engagement der Landfrauen des Bayerischen Bauernverbandes wurde als „tragende Säule“ für das nun startende Konzept hervorgehoben.
  • Die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, FDP und AfD kritisierten den Vorstoß u. a. als „armselig“ und führten Nachholbedürfnisse in den Schulen aufgrund des Corona-Lockdowns in anderen Bereichen auf.

Schülerinnen und Schüler sollen künftig während ihrer Schulzeit zwei Projektwochen durchlaufen, einmal in der Grundschule und einmal in den Jahrgangsstufen fünf bis neun. Die sechs Kompetenzfelder Ernährung, Gesundheit, Haushaltsführung, Umweltverhalten, selbstbestimmtes Verbraucherverhalten sowie Digitales Handeln sollen ihnen Lehrer beispielsweise im Rahmen von Besuchen auf Bauernhöfen oder entsprechenden Unternehmen nahebringen. „Kinder sollen nicht nur für die Schule, sondern für das Leben lernen“ – damit begründet Tobias Gotthardt (FREIE WÄHLER), warum seine Fraktion „Alltagskompetenz und Lebensökonomie“ als verpflichtenden Unterrichtsbestandteil an Bayerns Schulen durchgesetzt hat. „Trotz pandemiebedingt erschwerten Bedingungen in der Pilotphase während des Schuljahrs 2020/21 hat sich gezeigt, dass das Modell unter der Dachmarke ‚Schule fürs Leben‘ die erhoffte Wirkung entfaltet. Wir sind daher zuversichtlich, dass künftig immer mehr Schülerinnen und Schüler im Rahmen entsprechender Projektwochen und Praxismodule unter anderem lernen, wie sie sich gesund und regional ernähren, ein Bankkonto anlegen und führen oder sich beim Arbeitgeber richtig bewerben.“

Keine ausreichenden Finanzmittel

Gabriele Triebel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) kritisierte das Konzept als „armselig“, da zwei Projektwochen während der gesamten Schulzeit nicht ausreichend seien. Es brauche hingegen mindestens eine Woche in jeder Jahrgangsstufe. Mit einem Haushaltsansatz von 400 Euro je Klasse sei das Lernprogramm zudem finanziell nicht ausreichend ausgestattet. Margit Wild (SPD) warf den FREIEN WÄHLERN vor, mit einem „Pipifax-Thema“ von den wahren Problemen – wie dem Lehrermangel oder den vielen psychischen Erkrankungen der Jugendlichen – abzulenken. Auch Dr. Anna Elisabeth Cyron (AfD) bemängelte, dass die Aufmerksamkeit vielmehr auf den Einschränkungen, die durch Corona-Krise an den Schulen entstanden seien, liegen müsse. Matthias Fischbach (FDP) kritisierte, dass die Einführung der Projektwochen nicht zum richtigen Zeitpunkt komme: „An den Schulen brennt es momentan an allen Ecken und Enden und jetzt kommt auch noch die Organisation der Projektwochen dazu.“

Projektwochen für Berufsorientierung

Gudrun Brendel-Fischer (CSU) sieht in den Projektwochen eine Chance, um direkten Bezug zu einem möglichen Berufsfeld zu erhalten und die Motivation der Schülerinnen und Schüler zum Lernen zu steigern. Auch Martin Schöffel (CSU) verteidigte die Sinnhaftigkeit und Umsetzung der Projektwochen. „Ich kann nur mit dem Kopf schütteln darüber, mit wie wenig Wertschätzung über dieses Thema von den Vertretern der anderen Parteien gesprochen wird“, sagte er und hob die Bedeutung für das Erlernen vom richtigen Umgang mit Nahrungsmitteln hervor. Gisela Sengl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gab zu bedenken, dass Theorie und Praxis „nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen“, sondern sie müssten als „gleichwertige Fächer“ betrachtet werden. Dr. Leopold Herz (FREIE WÄHLER) berichtete von seinen eigenen Erfahrungen als Landwirt im Rahmen von Exkursionen zusammen mit Kindern und Jugendlichen. „Weil es immer weniger Landwirte in Bayern gibt, brauchen wir diese Projektwochen, damit der Bezug zum Essen nicht verloren geht.“

„Zeichen für ganz Deutschland“

Für Tanja Schorer-Dremel (CSU) ist entscheidend, dass mit dem Fach „Alltagskompetenzen“ die Möglichkeit geschaffen werde, fächerübergreifend zu arbeiten. „Im Rahmen der Aktionswochen können Schulen zusammenarbeiten und verschiedenen Themen zusammengedacht werden“, sagte sie. Gabi Schmidt (FREIE WÄHLER) betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, dass auch das Thema Umweltschutz, wie beispielsweise die Vermeidung von Lebensmittelabfällen dabei berücksichtigt werde. Maximilian Deisenhofer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) führte die Medienkompetenz als weitere wichtige Alltagskompetenz auf. Auf sie müsse ein stärkerer Fokus gelegt werden. Laut Kultusminister Michael Piazolo (FREIE WÄHLER) biete man einen modernen und fächerübergreifenden Unterricht abseits vom üblichen „45-Minuten-Kasterl“. „Lehrer denken schon längst fächerübergreifend, deshalb ist die Einführung der Projektwochen ein wichtiges Zeichen, das wir an ganz Deutschland senden, um Schulbildung und Alltag noch besser zu verbinden.“

AS

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