Abgeordnete informieren sich über die Zukunft der Bayerischen Staatsforsten

Gemeinsame Anhörung des Landwirtschafts- und des Haushaltsausschusses

20. Oktober 2021

MÜNCHEN.     Die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) bewirtschaften rund ein Drittel des Waldes in Bayern. Das Unternehmen ist 2005 aus einer Forstverwaltungsreform als Anstalt öffentlichen Rechts hervorgegangen. Den Abgeordneten des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat der dreiköpfige Vorstand der BaySF einen Überblick über die Lage der BaySF und ihrer Ausrichtung in der Zukunft gegeben.

In der Vergangenheit hatten das Wetter, Borkenkäferbefall und sinkende Holzpreise dem Unternehmen zugesetzt: Für das Geschäftsjahr 2021 verzeichneten die BaySF einen Verlust von 19,2 Millionen Euro, Rückstellungen für Pensionen mit eingerechnet waren es 64,2 Millionen Euro. Seit Jahresbeginn 2020/21 spüre man jedoch eine deutliche Verbesserung und erwarte eine Rückkehr in die Gewinnzone, so Vorstand BaySF-Martin Neumeyer. Weil der Klimawandel mit hoher Geschwindigkeit voranschreitet, wollen die BaySF die Vielfalt der Bäume erhöhen, erklärte Vorstand Reinhardt Neft. Klar sei, dass der Holzpreis weiterhin volatil bleibt, so Vorstand Manfred Kröninger.

In einer anschließenden Expertenanhörung des Ausschusses zusammen mit dem Haushaltsausschuss stellten sich acht Sachverständige den Fragen der Abgeordneten zum "Projekt Forstbetrieb 2030", der Reform der Bayerischen Staatsforsten. Immer wieder wurde dabei die Forderung nach genug Personal laut. Denn die Ansprüche an den Wald sind gestiegen, gerade in der Pandemie haben ihn immer mehr Menschen in ihrer Freizeit für sich entdeckt.

So forderte Hubert Babinger, Vorsitzender Gesamtpersonalrat der BaySF: "Personalabbau muss gestoppt werden." Nur so könnte das Unternehmen seine Aufgaben bewältigen.

Die gestiegenen Ansprüche forderten mehr Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik, sagte Bernhard Breitsameter, unter anderem Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Aichach.

Die BaySF produzierten Werte, die keinen Preis haben, sagte Dr. Joachim Hamberger, Vorsitzender des Vereins für Nachhaltigkeit. Es gehe nicht nur um den Holzpreis, sondern auch um das, was der Wald als Ökosystem leistet.

Forstwirte würden häufig als Kostenfaktor gesehen, so Alois Keller, Branchensekretär der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IGBAU). Dort sieht man einen Mangel an ortskundigem Personal.

Das Interesse am Wald habe auch international in vielen Fachbereichen zugenommen, etwa bei Ingenieuren oder Medizinern, so Prof. Dr. Thomas Knoke, Leiter des Universitätswaldes der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Eine Neuausrichtung der BaySF fordert der Bund Naturschutz (BUND). Die Gemeinwohlorientierung müsse Vorrang haben, die Bewirtschaftung nachhaltig sein, sagte der Vorsitzende Richard Mergner.

Vor allem in Nordbayern verzeichne man seit 2018 massive Schäden im Wald, sagte Florian Vogel, Betriebsleiter des BaySF Forstbetriebes im unterfränkischen Rothenbuch. Auch er betonte die Bedeutung finanzieller und personeller Ressourcen.

Die BaySF hätten eine Vorbildfunktion für andere Waldbesitzer, sagte Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbands. Er mahnte, sich nicht auf politisches Micromanagement zu versteifen.

Die Entscheidung von 2005 sei eine Blaupause für andere Staatsforsten wie zuletzt in Baden-Württemberg, sagte Alexander Flierl (CSU) im Anschluss an die Expertenrunde. Trotz Digitalisierung müsse es genug Personal geben, diese sei kein Selbstzweck, bemerkte Bernhard Pohl (FREIE WÄHLER). Weil an den Wochenenden tausende Menschen in den Wäldern unterwegs seien, forderte Hans Urban (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) den Ausbau des Personals. Dass das Interesse zugenommen hat, bemerkte auch Martina Fehlner (SPD). Auf Waldinformationsveranstaltungen kämen nicht mehr nur drei oder vier Besucher, sondern 30 oder 40. "Das sind schon äußerst schlechte Zahlen", sagte Katrin Ebner-Steiner (AfD) mit Blick auf die Verluste der BaySF und fragte nach Ideen, diese zu verbessern. "Ein schlechter analoger Prozess wird auch digitalisiert kein guter", bemerkte Christoph Skutella (FDP).  

Gewinnerzielung und Gemeinwohl seien kein Widerspruch, sagte Martin Schöffel (CSU), stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses, der die Sitzung leitete, zum Abschluss. Josef Zellmeier (CSU), Vorsitzender des Haushaltsausschusses, schloss die Anhörung mit den Worten "Der Weg, der eingeschlagen wurde, war der richtige." 

/ Anna Schmid

 

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