Bayerischer Integrationspreis 2014 – Zwei herausragende Beispiele sozialer Integration ausgezeichnet

20. November 2014

– Von Zoran Gojic –

„Bayern ist ein Einwanderungsland, das ist so. Und wir müssen sehen, dass die Menschen, die kommen, motiviert sind und hier mitmachen wollen" – mit diesem einem Satz umriss Bayerns Integrationsbeauftragter Martin Neumeyer, weshalb er gemeinsam mit Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Sozialministerin Emilia Müller einen Integrationspreis vergeben. „Als wir diesen Flüchtlingsandrang hatten, war ich platt, wieviel bürgerschaftliches Engagement und positive Stimmung in Bayern zu spüren war. Wir sind auf die Mitarbeit der Menschen angewiesen, deswegen würdigen wir jene, die sich besonders beim Thema einbringen", erklärte Neumeyer im Senatssaal des Maximilianeums.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm bekräftigte in ihrem Grußwort: „Bei wirklich wichtigen Fragen, so wie beim Thema Willkommenskultur oder humanitärer Hilfe, muss auch die Politik zusammenstehen. Das gilt für ganz Europa. Wir müssen den Menschen, die zu uns vor Krieg oder Verfolgung fliehen eine Perspektive geben. Völlig unabhängig davon, ob sie eines Tages wieder in ihre Heimat zurückkehren oder nicht. Und Sozialministerin Müller wies darauf hin, dass es bei Integration um mehr gehe als um wirtschaftliche Überlegungen. „Integration ist gelebtes Miteinander, keine Assimilation. Ohne Migranten wäre unser Land ärmer", sagte Müller in ihrer Eröffnungsrede. Franz Xaver Peteranderl, Vizepräsident der Handwerkskammer Oberbayern sicherte die Unterstützung des bayerischen Handwerks bei der Integrationsarbeit zu, forderte von der Politik aber Planungssicherheit. „Wir können keinem Betrieb zumuten einen jungen Menschen drei Jahre auszubilden und dann wegschicken zu müssen", erläuterte Peteranderl und erinnerte daran, dass Arbeit als Schlüssel zur Integration nichts Neues sei. Bereits die erste Gastarbeitergeneration sei wesentlich durch die Arbeit in die Gesellschaft integriert worden.
 
Handwerk als Integrationsmotor

Das Motto 2014 lautete ‚Integration im Handwerk‘. Mit dem Bayerischen Integrationspreis 2014 wurde das ‚Atelier La Silhouette‘ in München ausgezeichnet. Die durch den Verein ‚Junge Frauen und Beruf e.V.‘ des Diakonischen Werks Bayern e.V. getragene Initiative ‚Atelier La Silhouette‘ bietet jungen Frauen unterschiedlicher Herkunft eine ganzheitliche Ausbildung zur Damenmaßschneiderin. Ein interdisziplinäres Team aus Schneidermeisterinnen und Pädagoginnen qualifizieren und begleiten die Auszubildenden. Außerdem bieten sie im Anschluss an den erfolgreichen beruflichen Abschluss ein Netzwerk zur nachhaltigen Sicherung der beruflichen und sozialen Integration.
„Bereits seit 27 Jahren bietet das ‚Atelier La Silhouette‘ jungen Frauen unterschiedlicher Herkunft die Möglichkeit einer beruflichen Ausbildung – mit großem Erfolg. Bis auf gerade mal zwei Ausnahmen haben alle die Gesellinnen-Prüfung abgelegt, manche machen den Meister oder studieren danach. Das Projekt lebt von der Vielfalt des Teams und die Integrationsarbeit geht weit über die berufliche Ausbildung hinaus", erklärte Thorsten Groß vom Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement e.V. in seiner Laudatio. Barbara Hemauer-Volk, die Leiterin des Ateliers ließ ihre sichtbar stolzen Mitarbeiterinnen in einer kurzen Modeshow selbstgeschneiderte Modelle vorführen und sagte in ihrer Dankesrede: „Integration macht Arbeit. Das Andere mit liebevoller Aufmerksamkeit wahrnehmen, ist dafür die Voraussetzung. Erst kommt die wohlwollende Begegnung, dann kann man über alles andere reden."

Erstmals gibt es einen Sonderpreis Asyl

Eine Premiere war 2014 der Sonderpreis Asyl, der an das Projekt ‚Kulturküche‘ in Augsburg geht. Laudatorin Brigitte Meyer, Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes und ehemalige Landtagsabgeordnete, lobte die Energie des Initiators Bernd Beigl. „Man sieht hier wie Integration vorbildlich funktionieren kann. Es braucht nur eine Idee, den Willen und Menschen, die anpacken", sagte Meyer. Das Unternehmen ‚Ideenwerkstatt‘ unter Leitung von Bernd Beigl hat im Jahr 2007 begonnen, ein internationales Kochbuch zu entwerfen. Daraus entstand die Idee einer internationalen Kochwerkstatt. Aus einzelnen Kochabenden entwickelte sich schließlich das Projekt ‚Kulturküche‘ mit momentan 30 Beschäftigten aus 14 Nationen. Mittlerweile liefert das Projekt die Verpflegung für viele Augsburger Kitas und Schulen. Hinzu kamen eine Marmeladenfabrik sowie ein professioneller Catering-Service. Das Projekt war für viele der bisher insgesamt 85 Beschäftigten der Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Ganz bewusst verzichtet das Projekt auf staatliche Fördermittel, um nicht davon abhängig zu sein, ob die Fördermittel weiter fließen. Bernd Beigl lobte in seiner Dankesrede seine Heimatstadt, in der unzählige soziale Projekte zuhause sind. „Ich finde Augsburg ist die Sozialstadt Bayerns", erklärte Beigl und Martin Neumeyer beendete den Festakt mit kreativem Chaos: Er ließ die Besucher weiße und blaue Wollfäden quer durch den Saal werfen, als Zeichen der Verbundenheit zwischen den Menschen in den bayerischen Farben.

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