5500 Architekturbegeisterte erleben das Maximilianeum bei Nacht

Freitag, 23. Januar 2015
– Von Katja Helmö –

Bei der dritten „Langen Nacht der Architektur“ in München gab es eine Premiere: Erstmals stand auch das Maximilianeum, Sitz des Bayerischen Landtags, für architekturbegeisterte Nachtschwärmer offen – ein Angebot, das auf unerwartet große Resonanz stieß: Über 5500 Besucherinnen und Besucher nutzten von 19 Uhr bis Mitternacht die Gelegenheit, das Parlamentsgebäude außerhalb des politischen Alltags von seiner beeindruckenden architektonischen Seite kennenzulernen.

„Wir waren schon im Capitol in Washington D.C., aber noch nicht im Maximilianeum. Heute klappt es, wir freuen uns riesig“, erzählten Gabi und Peter Reinhardt aus Kirchheim bei München. Auch Daniel Demmelmeier aus Pfaffenhofen war begeistert: „Das Landtagsgebäude kenne ich bislang nur aus dem Fernsehen. Es einmal live zu erleben, ist toll. Das Ambiente beeindruckt schon sehr!“

Publikum mit vielen jungen Leuten

Von der ersten bis zur letzten Minute nutzten die Teilnehmer des nächtlichen Events – darunter auffallend viele junge Leute – die Gelegenheit zum Blick hinter die Kulissen. Von 19 bis 24 Uhr standen die Türen des Maximilianeums offen: „Bayerns Bürger sollen ihr Parlament von innen kennenlernen, damit sie ein Bild haben, wo über die Landespolitik diskutiert und entschieden wird", erklärte I. Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet, der die Besucher im Maximilianeum willkommen hieß.

Im Plenarsaal und im Senatssaal konnten die Gäste Fachvorträge zur Baugeschichte und zu den Bauprojekten am laufenden Band mitverfolgen. Im historischen Konferenzzimmer informierten Stipendiaten über die Studienstiftung Maximilianeum, die Eigentümerin des über 150 Jahre alten Bauwerks ist. Interessenten und Fans moderner Formen des Bauens kamen im Erweiterungsbau Nord des Maximilianeums auf ihre Kosten. Das Verwaltungsgebäude im Passivhausstandard ist 2010/2012 errichtet worden: „Der Übergang vom rot-goldenen Teppich des historischen Altbaus auf den funktionalen Kunststoffboden im Neubau kam für mich etwas überraschend“, berichtete Christian Brandl aus München. Den Kontrast von Alt und Neu fand er spannend. Das „Lichtfeeling“ im Plenarsaal gefiel Markus Schmidt. Zudem beeindruckte diesen das Gemälde von der „Seeschlacht bei Salamis“ im Senatssaal: „Die Dimensionen sind wirklich riesig! Wie transportiert man so ein Monstrum ins Haus?“

Für diese und viele andere Fragen, etwa zum gewaltigen Lüster im Steinernen Saal oder zu den beweglichen Stühlen im Plenarsaal, standen die Mitarbeiter des Landtagsamts, des Staatlichen Bauamts München 2 sowie die Stipendiaten im Maximilianeum Rede und Antwort. Als Ansprechpartner geleiteten sie die Gäste durchs Haus und machten auf die vielfältigen Informationsangebote aufmerksam.

Auch in der Landtagsgaststätte, die 2008 umgebaut worden ist und bei dem nächtlichen Event mit Speisen und Getränke aufwartete, machten viele Architekturbegeisterte Station. Von hier sowie vom großen Fenster im Steinernen Saal aus genossen die Gäste eine der schönsten Aussichten auf die Münchner Innenstadt. „Cooler Blick“, kommentierte Alexander Sonntag aus Schwabing, der diese Sicht auf die Silhouette der Stadt in der Foto-Galerie seines Smartphones festhielt. Das Maximilianeum bei Nacht – für viele Besucher eröffnete es bei dem Event ganz neue Perspektiven.

Bei der „Langen Nacht der Architektur“ 2015 konnten alle interessierten Bürgerinnen und Bürger einen Blick hinter die Kulissen von 50 Gebäuden der Landeshauptstadt werfen. Weitere Informationen finden Sie unter www.lange-nacht-der-architektur.de sowie einen Film in deutscher und englischer Version.

Das Maximilianeum, Sitz des bayerischen Parlaments

Das Maximilianeum am Ostufer der Isar ist heute überwiegend als Sitz des bayerischen Parlaments in der Landeshauptstadt bekannt. Ursprünglich hatte das Gebäude jedoch keine politische Funktion, sondern eher eine kulturelle: Der bayerische König Maximilian II. (1848 - 1864) ließ das Gebäude 1857 als Ort der historischen und künstlerischen Erziehung seines Volkes und als Sitz einer Studienstiftung für hochbegabte Landeskinder errichten. 1949 mietet sich das bayerische Parlament beim Eigentümer des Gebäudes, der Studienstiftung Maximilianeum, ein und baute das im Krieg teilweise stark zerstörte Gebäude wieder auf und zu einem Parlamentsgebäude um. Bis auf den heutigen Tag ist das ehemals königliche Maximilianeum Sitz des bayerischen Parlaments. Und wenn es heute heißtIm Maximilianeum wurde beschlossen…“, dann ist damit eine parlamentarische Entscheidung gemeint.


Bauprojekte seit den 1960er Jahren

Seit den 1960er Jahren wurde das Maximilianeum mehrmals erweitert und saniert. Wichtige Bauprojekte waren die Neubauten Nord und Süd 1958/59; der Bau der Erweiterungsflügel bis 1994 nach einem Entwurf von Volker Staab und Jürgen Pleuser, Berlin; der Umbau des Plenarsaals 2004 bis 2005 ebenfalls nach einem Entwurf von Volker Staab; die Erneuerung der Landtagsgaststätte 2008 nach den Plänen von Hild und K Architekten sowie die Errichtung des Erweiterungsbaus Nord von 2010 bis 2012 nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Léon Wohlhage Wernik.  

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