Der Senatssaal

Mit dem Einzug des Landtags in das Maximilianeum am 11. Januar 1949 wurde der ehemalige Galeriesaal Nord als Sitzungssaal für die Ständekammer, den Bayerischen Senat, eingerichtet und seinem neuen Zweck entsprechend in „Senatssaal” umbenannt. Seit der Auflösung des Bayerischen Senats zum 31. Dezember 1999 wird der Senatssaal hauptsächlich für Veranstaltungen genutzt.

Der von König Maximilian II., dem Bauherrn des Maximilianeums, mit Monumentalgemälden ausgestattete nördliche Galeriesaal war im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden. Nach dem Wiederaufbau und Einzug des Bayerischen Landtags in das Maximilianeums im Jahre 1949 diente der Saal als Sitzungssaal für die Ständekammer, den Bayerischen Senat. Seinem neuen Zweck entsprechend erhielt der Saal den Namen „Senatssaal”. Auch nach der Auflösung des Bayerischen Senats durch Volksentscheid mit Wirkung zum 31.Dezember 1999 wurde der Name „Senatssaal” beibehalten.

Der Saal diente fortan als Veranstaltungssaal. Allerdings war der rund 300 Quadratmeter umfassende, historische Saal für den Veranstaltungsbetrieb zunehmend unzureichend ausgestattet: Einfach verglaste Fenster, veraltete Heiz- und Lüftungstechnik, ein seit 1949 mehrfach abgeschliffenes Parkett, die provisorische Lautsprecheranlage und eine marode elektrotechnische Ausstattung machten eine grundlegende Sanierung dringend erforderlich.

150 Jahre nach der Grundsteinlegung des Maximilianeums wurde im Mai 2007 mit dem Rück- bzw. Umbau des ehemaligen Senatssaals inklusive der damit zusammenhängenden Sanierung der Haustechnik begonnen. Nach gut einjähriger Bauzeit steht der Saal seit Herbst 2008 als moderner multifunktionaler Veranstaltungsraum wieder zur Verfügung.

Als Erinnerung und Würdigung an seine ursprüngliche Nutzung als Galeriesaal schmücken den Raum zwei monumentale Gemälde aus dem Bestand der Historischen Galerie

„Die Seeschlacht bei Salamis“ von Wilhelm von Kaulbach

An der Westseite des Senatssaales ist die von Wilhelm von Kaulbach (1805-1874) in Öl auf Leinwand in Szene gesetzte Seeschlacht zwischen Griechen und Persern bei Salamis (560 x 980 cm) zu sehen. Es ist eines der 17 noch erhaltenen Bilder, die König Max II. von Bayern seit 1853 für die „Historische Gallerie“ des Maximilianeums in Auftrag gegeben hatte.

Trotz der dramatischen Inszenierung ist das Monumentalgemälde weniger eine Reportage des 480 v. Chr. von den Griechen erfolgreich geführten Kampfes gegen die übermächtige persische Flotte in der Meerenge bei der Insel Salamis (von Attika) als vielmehr ein Beispiel für den von der Kultur über die Barbarei errungenen Sieg. Auf einer wolkenumdräuten Felsklippe – links oben – thront der Perserkönig Xerxes inmitten seines verzweifelten Hofstaates und versucht hektisch, noch eine Wende der Seeschlacht zu erreichen, denn persische Schiffe sinken oder sind bereits untergegangen; im Vordergrund treibt der Harem des Königs auf dem Wasser. Im Kontrast dazu befehligt siegessicher in der rechten Bildhälfte Themistokles, ruhender Pol in der tobenden Schlacht, die griechische Streitmacht. Rechts vor ihm schleudert gerade der Tragiker Aischylos, der später diese Schlacht in seinem Stück „Die Perser“ eindrucksvoll schildern sollte, den Speer gegen Phönizier, die den geraubten Tempelschatz in Sicherheit bringen wollen. Am rechten Bildrand hat Aristides mit seinen Leuten die Insel Psyttaleia mit Waffengewalt eingenommen; ein Neffe des Perserkönigs fleht ihn um sein Leben an. Daneben sieht der 16-jährige Sophokles die Heroen Peleus, Achill und Ajax durch die Lüfte den Griechen zu Hilfe eilen.

Wilhelm von Kaulbach, der für die jahrelange Arbeit an diesem Werk immerhin 35 000 Gulden ausbezahlt bekam, ist am 15. Oktober 1804 in Arolsen geboren und am 7. April 1874 in München gestorben. Als Direktor der Akademie der Bildenden Künste in München (1849-1974) war er der maßgebliche Historienmaler unter König Max II.

„Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich der Löwe in Chiavenna“ von Philipp Foltz

Neben „Der Seeschlacht bei Salamis“ hängt das Historienbild „Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich der Löwe in Chiavenna“ von Philipp Foltz.

In der Halle der Burg von Chiavenna, gut 20 Kilometer nördlich des Comer Sees, sinkt der Stauferkaiser Friedrich I., wegen seines roten Bartes Barbarossa genannt, vor seinem Vetter, dem Welfen Heinrich dem Löwen, damals noch Herzog von Sachsen und Baiern, in die Knie. Es ist Frühjahr 1176; die lombardischen Städte machen – trotz des Vorfriedensvertrags vom April 1175 – erneut gegen den Kaiser mobil, der bereits einen Teil seiner Truppen über die Alpen zurückgeschickt hat. Heinrich der Löwe fordert als Preis für die Heerfolge die Kaiserpfalz Goslar. Friedrich I. kann darauf nicht eingehen. Doch ist er auf die Hilfe aller angewiesen, besonders auch auf die des Welfenherzogs, der ihn 1155 so mannhaft in Rom verteidigt hat. Deshalb hat sich der Kaiser von seinem Löwenthron (rechts) erhoben, um Heinrich kniefällig um Beistand zu bitten. Dieser jedoch, in voller Rüstung auf sein Schwert gestützt, wendet sein finster entschlossenes Gesicht ab. Sein stahlblaues Wams mit dem Welfen-Löwen sticht ab vom warmen Rot des Kaisermantels und untermalt so seine Gefühlskälte. Über seine rechte Schulter flüstert ihm sein Truchsess Jordanus (mit Flügelhelm) zu: „Die Krone, Herzog, die Du zu Deinen Füßen siehst, wird bald auf Deinem Haupte glänzen“. Kaiserin Beatrix ist engelgleich herbeigeeilt, fasst Friedrichs rechte Hand und ermuntert ihn: „Stehet auf, lieber Herr, Gott wird Euch helfen.“ Noch weiter dramatisiert wird diese zentrale Szene durch die unterschiedliche Reaktion der Umstehenden, die von fassungslosem Entsetzen beim Gefolge der Kaiserin (rechts), über den ohnmächtigen Zorn des Mainzer Erzbischofs Christian von Buch (hinter dem Kaiser), der entsprechend der Situation ein Kettenhemd unter seiner Pontifikalkleidung trägt, bis zum offenen Aufruhr bei den Gefolgsleuten beider Parteien (links bzw. hinter Herzog Heinrich) reicht.

Nur einer bleibt ruhig, der wie die Hauptakteure im Rampenlicht steht und in Haltung (die Linke in die Seite gestemmt, die Streitaxt in der Rechten) sowie Beistellung als Gegenspieler des Welfenherzogs erscheint, den er scharf ins Auge gefasst hat. Es ist dies, wie die hinter ihm flatternde Reichsfahne zeigt, Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, der getreue Bannerträger des Kaisers mit dem Staufer-Adler auf der Brust; 1180 wird er an Stelle Heinrichs des Löwen mit dem Herzogtum Baiern belehnt werden. Durch die Wappentiere werden beide Kontrahenten zugleich zur Verkörperung der Schlachtrufe „Hie Welf! – Hie Waiblingen!“, die von nun an das ganze Heilige Römische Reich Deutscher Nation jahrhundertelang entzweien werden. Der Abfall Heinrichs des Löwen aber sollte die Niederlage Friedrich Barbarossas gegen den lombardischen Städtebund am 29. Mai 1176 bei Legnano (nordwestlich von Mailand) zur Folge haben.

Der Maler des Bildes, Philipp Foltz, wurde am 11. Mai 1805 in Bingen am Rhein geboren; am 5. August 1877 ist er in München gestorben. 1851 wurde Foltz zum Professor an der Münchner Akademie der Bildenden Künste und 1865 zum Direktor der Neuen Pinakothek berufen.

Wandteppich Großes Bayerisches Staatswappen

Als Erinnerung an die Nachkriegszeit und die ursprüngliche Ausstattung des alten Plenarsaals hing bis 2017 an der nördlichen Stirnwand des Senatssaals ein Wandteppich, der von dem aufgrund seines künstlerischen Schaffens im Dritten Reich umstrittenen Professor Hermann Kaspar (1904-1986) entworfen wurde und der das Große Bayerische Staatswappen zeigt. Zwei goldene Löwen halten den Wappenschild mit dem Pfälzer Löwen, dem fränkischen Rechen, dem blauen Panther Altbayerns, den drei staufischen Löwen Schwabens und den Wittelsbacher Rauten im Herzschild, gekrönt von der so genannten Volkskrone. Ebenfalls darauf zu sehen sind die Wappen der Bezirkshauptstädte Bayerns. Von links: Augsburg, München, Regensburg, Würzburg, Landshut, Bayreuth, Speyer (für die ehemals bayerische linksrheinische Pfalz) und Ansbach.

Der Teppich wurde im Juli 2017 dem Museum für Bayerische Geschichte in Regensburg überlassen.

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