La​​​​​​​ndtag diskutiert über Sport in Bayern

Aktuelle Stunde auf Antrag der CSU-Fraktion

MÜNCHEN.  Einen Tag vor Eröffnung der Fußball-Europameisterschaft hat sich der Landtag mit der Frage beschäftigt, wie sich Sport auf Gesellschaft und Wirtschaft auswirkt. Die Abgeordneten legten dabei fraktionsübergreifend ein Bekenntnis zum Sport als Basis nicht nur des öffentlichen, sondern auch des privaten Lebens im Freistaat ab.

Unter dem Motto "Sport in Bayern - vielfältig, gesund, integrativ" bekräftigten die Abgeordneten die positive Wirkung von Sports als Raum für Interaktion und gemeinsames Miteinander. Vor allem von der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland erhoffen sie sich eine besondere Strahlkraft. Immer wieder verwiesen die Parlamentarier auf das "Sommermärchen 2006" und die besondere Atmosphäre der damaligen Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.

Spitzensportler als Idole für den Breitensport

Ein solches Großereignis müsse auch sicherheitstechnisch akribisch vorbereitet werden, sagte Martin Stock als erster Redner der CSU-Fraktion. Sein Dank richtete sich an Polizei, Feuerwehr, Sicherheitsbehörden sowie Rettungs- und Hilfsorganisationen, die für das Sicherheitskonzepts bis hin zur Überwachung des Luftraums zum Schutz vor Drohnen verantwortlich sind, wenn am 14. Juni die Europameisterschaft in der Münchner Allianz-Arena startet. „Hier in Bayern sind wir in Sachen Sicherheit führend in Deutschland. Das wollen und das werden wir auch während dieser Europameisterschaft zeigen“, sagte Stock, der Vorsitzender der Arbeitsgruppe Sport der CSU-Landtagsfraktion ist.
Er wies zudem daraufhin, dass solche Großereignisse auch Auswirkungen auf den Breitensport haben. Spitzensportler hätten eine Vorbildfunktion, so der CSU-Abgeordnete, die Basis werde aber in den zahlreichen Sportvereinen gelegt, in denen fünf Millionen Menschen im Freistaat Mitglied seien. Er machte auf die Förderung des Breiten- und Nachwuchs-Leistungs-Sports aufmerksam, die im Jahr 2024 auf 110 Millionen Euro und im kommenden Jahr auf 106 Millionen Euro erhöht worden sei.

Standort- und Wirtschaftsfaktor Sport

Auf die völkerverbindende Wirkung des Breitensports verwies der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Karl Straub (CSU). Darüberhinaus sei Sport auch ein Standortfaktor. Straub hob zudem die Leistungen von deutschen Spitzensportlern mit Migrationshintergrund hervor, insbesondere bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Italien. Der wirtschaftliche Aspekt lag als weiterem Redner auch dem CSU-Abgeordneten Thomas Holz am Herzen. Er sprach von der engen Verknüpfung von Sport und Wirtschaft, insbesondere dem Tourismus:: Allein in München rechne man durch die aktuelle EM mit einem Umsatz von 144 Millionen Euro.
Als Vorsitzender des Landessportbeirats betonte Thorsten Freudenberger (CSU) die gesellschaftliche Funktion von Sport bei der Vermittlung von Werten: "Trainieren, um etwas zu erreichen, Demut und einen kühlen Kopf bewahren in Zeiten des Sieges, Hoffnung und Optimismus zu schöpfen, wenn man auch mal verliert, einen Gegner zwar durchaus auch besiegen wollen im Wettkampf, ihn aber trotzdem zu achten, sich an Regeln zu halten und Fairplay zu üben."

Immer wieder bedankten sich die Parlamentarier bei den vielen Ehrenamtlichen, die täglich für die sportlichen Angebote sorgten. Der sportpolitische Sprecher der FREIEN WÄHLER Bernhard Heinisch machte deutlich, seine Fraktion wolle sich für eine stärkere finanzielle Unterstützung der Ehrenamtlichen einsetzen. Er lobte aber auch, Sport genieße einen hohen Stellenwert in Bayern. Vor allem die gesundheitsfördernde Wirkung des Sports hob Heinisch hervor. Sport wirke sich positiv auf Körper und Geist aus, stärke die Muskulatur, rege Kreislauf und Stoffwechsel an und stimuliere das Immunsystem.

 

AfD-Fraktion kritisiert in anderer Sache

Der AfD-Abgeordnete Jörg Baumann sprach zunächst nicht über Sport, sondern kritisierte die CSU-Fraktion, die seiner Ansicht zufolge in der Aktuellen Stunde des Landtags nach der Wahl zum Europaparlament nun Neuwahlen hätte fordern sollen. Schließlich beklagte Baumann, Sport werde kaputt gemacht durch „Ideologie und Kuschelpädagogik“. Ohne Wettbewerb gehe das Land unter. Der Nationalmannschaft, so Baumanns Vorwurf, sei das Nationale genommen worden. "Der Sport hat seine ideologische und politische Unschuld verloren und es gibt nur eine Partei, die Sport wieder zu dem machen will, was er war, zu einem fairen Wettkampf – und das ist die AfD."

Oppositionskritik am Sanierungsstau bei Schwimmbädern

Der Sozialdemokrat Arif Taşdelen begrüßte, dass die AfD angekündigt  habe, die EM zu boykottieren. „Ich danke auch ausdrücklich unserem Nationaltrainer Julian Nagelsmann und vielen Spielern, die deutlich gemacht haben, dass Rassismus auf dem Fußballplatz keinen Platz hat und dass die Hautfarbe, Herkunft und Religion keine Rolle spielt“, so der SPD-Politiker. Taşdelen, der auch Sportbeirat ist, verwies auf Probleme im Schulsport. Der Mangel an Fachlehrkräften wirke sich insbesondere auf den Schwimmunterricht negativ aus. Zudem gebe es einen Sanierungsstau bei Schwimmbädern.


Maximilian Deisenhofer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) kritisierte die Schwimmbadförderung als zu kompliziert. Deshalb sei auch nur die Hälfte der zur Verfügung gestellten Gelder abgerufen worden. Deisenhofer, ebenfalls Mitglied im Landesportbeirat, verteilte aber auch Lob an die Staatsregierung. Die Verdopplung der Vereinspauschale in Bayern sieht er positiv. Trotz der Begeisterung für die EM sei es für die GRÜNEN aber entscheidend, „dass der Sport in der Breite ankommt und wir uns nicht nur auf die Sportgroßveranstaltungen konzentrieren“, so Deisenhofer: „Dafür braucht es intakte, moderne Hallen und Sportplätze in der Stadt und auf dem Land.“

Sport als sozialer Kitt

Für den Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann, (CSU) ist Sport ein tragendes Element des öffentlichen und privaten Lebens in Bayern. Der Minister bezeichnete vor allem die integrative Kraft des Breitensports als sozialen Kitt. "Im Sport ist kein Platz für Rassismus und Diskriminierung", sagte Herrmann. Eine besondere Chance für die Vereine sieht der Sportminister im Einbinden in die Ganztagsbetreuung an Schulen. Zudem bekannte sich Herrmann zum Ausbau von Sportstätten wie eines neuen Tennisstadions auf der Anlage des Iphitos im Münchner Norden.

/Miriam Zerbel

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